KETTIG. -com- Die Förder- und Wohnstätten in Kettig, die beeinträchtigten Menschen einen besonderen Ort bieten, haben in den letzten Jahren etwas ganz besonderes geplant: Für das therapeutische Reiten sollte ein Platz geschaffen werden, an dem die Bewohner selbst an Regentagen die Reitstunden wahrnehmen können. Nachdem alle Genehmigungen eingeholt und der Bau beginnen konnte, steht nun endlich das „Eventzelt Storchennest“. Für die Eröffnung war außerdem ein Überraschungsgast zu Besuch.
„Aus der ersten Idee von einem Reitzelt in unserer kleinen Tierwelt, ist das Eventzelt Storchennest geworden, das wir zukünftig nicht nur für Ausritte, sondern auch andere Veranstaltungen nutzen möchten“, erzählt Alfred Marmann, Geschäftsführer der Förder- und Wohnstätten, während der feierlichen Eröffnung des „Storchennest“.
Noch vor der Eröffnung hatten einige Bewohner zwei Tage in dem Eventzelt übernachtet und hatten so ihren kleinen „Campingurlaub“. „Viele haben nicht die Gelegenheit weit wegzufahren und Urlaub zu machen, dafür bietet sich dieses neue Zelt an“, freut sich Marmann.
Er beschreibt den langwierigen Prozess der die Umsetzung der Idee eines festen, überdachten „Round-Pens“ für die Reitstunden vor einige Schwierigkeiten stellte. Aber dank der Hilfe von Oberbürgermeister Peter Moskopp konnten auch die letzten Hürden überwunden werden und der Bebauung der Fläche stand nichts mehr im Wege.
MAEH – „Miteinander – Arbeiten – Erleben – Hegen“ – so nennt sich der Bereich, in dem Ziegen, Hühner und Enten ihr Zuhause haben. Die Pferde kommen für die wöchentlichen Reitstunden zu Besuch.
Anja Müller, die die wöchentlichen therapeutischen Reitstunden anbietet, freut sich nun, dass selbst bei Regenwetter Reitstunden durchgeführt werden können. Wie wichtig diese Reitstunden sein können, beschreibt auch der Überraschungsgast der Eröffnung: Hannelore Brenner, eine erfolgreiche Teilnehmerin der Paralympics sitzt selbst schon seit ihrer Jugend auf dem Pferd. Durch einen Reitunfall wurde sie damals Hüftabwärts gelähmt, sodass sie vorerst den Reitsport an den Nagel hängen musste.
Aber nach einer längeren Pause konnte sie bald schon wieder in den Sattel, mit speziellen Bügeln und vor allem, wie sie sagt, besonderen Stuten, die ihr das Reiten trotz Behinderung so leicht gemacht hat.
„Pferde sind unglaubliche Tiere. Gerade das therapeutische Reiten ist ein wesentlicher Punkt, wo Menschen mit Behinderungen wieder mehr schaffen können, zusammen mit ihrem Pferd, das für sie kämpft“, berichtet Hannelore Brenner und erzählt von ihren Wettkämpfen, wo sie gerade mit ihrer Behinderung schon so viele dankbare Erfahrungen mit den Tieren machen durfte.
„Ohne meinen Unfall hätte ich diese Chancen nicht gehabt“, sagt die Paralympics-Teilnehmerin, die mit ihrer Beeinträchtigung sogar zwei Klassen erfolgreicher wurde.
Die Gäste der Eröffnung und die Bewohner freuten sich über die aufbauenden Worte der erfahrenen Reiterin. Nun steht den kommenden Reitstunden trotz der aktuell schwierigen Wetterlage nichts mehr im Wege.
Foto: Mühlbauer