SEHNHALS. -rro- Die Zeiten in denen elektrisch betriebene Autos Science-Fiction waren, sind lange vorbei. Das hat auch das Wirtschaftsforum (Wifo) Cochem erkannt sich diesem Thema bei seinem letzten Wirtschaftsstammtisch gewidmet.

„Es tut sich viel, im letzten halben Jahr allein ist viel passiert“, das sagt Georg Valder, Mitglied des Cochemer Wirtschaftsforums. Er fährt selbst ein Elektrofahrzeug. Nicht zuletzt deshalb hat sich Valder mit dem Thema E-Auto intensiv beschäftigt. Skeptikern tritt er entschlossen entgegen, so auch bei seiner Präsentation zum Thema Elektroauto, beim Stammtisch des Wirtschaftsforums Cochem.

Mit der Entscheidung für ein alternativ betriebenes Fahrzeug steht Valder nicht alleine dar. Anreiz ein emissionsarmes Auto zu fahren, will auch die Bundesregierung schaffen und fördert den Kauf von Elektro- und Hybridfahrzeugen mit dem so genannten „Umweltbonus“.

Aktuell verabschiedete sich Bundeskanzlerin Angela Merkel jedoch von ihrem, durchaus ehrgeizigen Ziel, dass bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein würden. Ihr Zurückrudern wird sicher nicht ohne Einfluss auf die Autonation Deutschland bleiben.

Umweltbonus und
Steuervorzüge

Laut ADAC können rückwirkend, ab 18. Mai 2016,

neue und erstmals in Deutschland zugelassene Elektrofahrzeuge mit dem Umweltbonus bezuschusst werden, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Zu beantragen ist dieser beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).

Auch die Autohersteller sind an dieser Stelle gefragt, denn sie müssen Käufern den gleichen Anteil als Nachlass gewährt. Für reine Batteriefahrzeuge beziehungsweise Brennstoffzellenfahrzeuge erhält der Käufer einen Bonus von insgesamt 4 000 € – je 2 000 € von Seiten des Bundes und 2 000 € vom Hersteller. Bei Hybridfahrzeugen liegt die Prämie bei 3 000 €, ebenfalls zu gleichen Teilen von Bund und Automobilhersteller getragen.

Darüber hinaus profitieren Fahrer eines Elektroautos von einer Kfz-Steuer-Befreiung über einen Zeitraum von zehn Jahren. Danach werden sie nach dem zulässigen Gesamtgewicht besteuert.
Käuferinteresse

Das Interesse der Autofahrer scheint bisher eher verhalten. Das BAFA zog Ende April eine Zwischenbilanz und stellte fest, dass insgesamt erst 17 937 Anträge zum Umweltbonus gestellt wurden. Davon bezogen sich 10 065 dieser auf reine Batterieelektrofahrzeuge und 7 869 auf Plug-In Hybride. Die meisten Anträge wurden dabei von Unternehmen und Privatpersonen gestellt.
Im bundesweiten Vergleich liegt Rheinland-Pfalz im hinteren Mittel (703 Anträge). Führend sind hier Bayern (4 091 Anträge), Baden-Würtemberg (3 509 Anträge) und Nordrhein-Westfalen (3 314 Anträge).

Georg Valder sieht die niedrigen Verkaufszahlen bei Elektroautos in einer konträren Situation zwischen Angebot und Nachfrage begründet: „Der Kunde bemängelt ein zu niedriges Angebot an Fahrzeugen, die Anbieter hingegen eine zu geringe Nachfrage.“

Für ihn liegt die Zukunft der Elektroautos vor allem auf dem Land. „Für die Landbewohner ist es viel einfacher diese Form der Mobilität zu übernehmen. In der Stadt bevorzugen die Menschen kleine Autos – diese haben aber eine nur geringe Speicherkapazität“, erklärt er. Valder, der selbst einen Tesla fährt, fordert die Autohersteller auf es dem amerikanischen Hersteller gleichzutun. Dort legt man den Fokus auf Autos mit großer Reichweite und einem umfangreichen Ladenetz.

Reichweite und Ladezeiten sind tatsächlich entscheidende Faktoren bei der Überlegung sich ein Elektrofahrzeug zuzulegen. Die ADAC-Umfrage zur Elektromobilität zeigt, dass 44 % der Befragten erst ab einer Reichweite von 200 Kilometern zufrieden wären. Nur 21 % würde eine Streckenreichweite von 100 Kilometern genügen.

Auch die Vorstellung bezüglich der Ladezeiten stellen ein wesentliches Kriterium zur Akzeptanz der Fahrzeuge dar. Laut ADAC wäre für 52 % eine Ladezeit von zwei Stunden hinnehmbar. 19 % wünschen sich sogar eine „Tankzeit“ von nur einer Stunde – das ist aber heute, wenn überhaupt nur mit einer so genannten Schnellladung möglich.

Emission- und Co2 
Bilanz

Elektrofahrzeuge bestechen durch ihre lokale Emissionsfreiheit. Zu bedenken gilt jedoch, dass sich die Emission so lange ins Kraftwerk verlagert, bis der Strom für Elektrofahrzeuge und Hybride, ausschließlich aus erneuerbaren Quellen stammt. Daher muss umfassend gedacht werden und beispielsweise das Eigenheim mit Fotovoltaikanlage als Einheit mit dem Elektroauto betrachtet werden.

Gefahren
Lange Zeit war man bestrebt die Lärmemission, auch bei Autos zu senken. Mit den Elektroautos gelingt dies tadellos. Doch die Geräuscharmut, gerade niedrige Geschwindigkeiten (10 – 30 km/h) im fließenden Verkehr, bergen eine Gefahr. Die Fahrzeuge sind dann nämlich so leise, dass man sich kaum wahrnimmt. Sollten die Zahl an Elektrofahrzeugen weiter zunehmen, gilt es vor allem Fußgänger und Radfahrer zu sensibilisieren.

Georg Valder

Georg Valder (Tannenhof Schneiders): „Reichweitenangst gibt es nicht – man muss nur wissen wie es funktioniert. Das Netz der Ladestationen wird immer weiter ausgebaut und mit Hilfe der richtigen Apps findet man sich leicht zurecht. Man muss also keine Sorge haben nicht am gewünschten Ziel anzukommen.

 

 

 

 

Nicole Jobelius-Schausten Bioenergieregion Cochem-Zell

Nicole Jobelius-Schausten (Netzwerkmanagerin, Bioenergieregion Cochem-Zell): „Wir streben die Emissionsfreiheit an. Die Kreisverwaltung muss da ganz klar voran gehen. Deshalb befinden sich in unserem Fuhrpark bereits drei Elektro-Autos unterschiedlicher Hersteller. Diese werden von den Mitarbeitern gerne und sogar bevorzugt genutzt.“

Wirtschaftsforum Cochem-Zell Madeleine Durand-Noll Jürgen Wirtz

Jürgen Wirtz (Wirtz GmbH, rchts): „Für mich gehen Elektroautos mit der Stromversorgung durch Fotovoltaikanlagen auf dem Haus, Hand in Hand. Das ist die Zukunft. Das muss man als Gesamtkonzept sehen. Erstaunlich ist wirklich, wie leise die Fahrzeuge sind. Bei niedriger Gerschwindigkeit hört man sie so gut wie gar nicht.“  Madeleine Durantd-Noll (Management und Marketingberaterin, mitte): „Das eine Umstellung auf Elektro-Autos kommen wird, ist ganz klar. Das der Markt nur langsam wächst, ist in meinen Augen gar nicht schlecht. So stehen die Chancen Arbeitsplätze bei einem Wechsel zur Produktion von E-Autos zu erhalten, oder zu verlagern sicher besser. Arne Houben (Rhein-Mosel-Verlag, rechts).

Die Teilnehmer des Wifo jedenfalls waren sich einig. Elektrofahrzeugen gehört die Zukunft deutscher Straßen. Dem ehrgeizigen Ziel, also Bioenergieregion, emissionsfrei zu werden, kommen die Cochemer jedenfalls mit jedem Elekrto Auto einen Schritt näher.

 

Fotos: Röder