PÜNDERICH. -edb- Eine gute soziale Gemeinschaft, engagierte Lehrerinnen und Eltern, zufriedene Kinder und ein neu gestalteter Schulhof – es könnte alles so schön sein, wenn es denn so bleiben würde. Doch die Grundschule Briedel–Pünderich steht seit vergangener Woche auf der Überprüfungsliste des Mainzer Bildungsministeriums und muss nun seine Existenzberechtigung schriftlich formulieren.

Mit seinen nur 24 Schülern findet sich Pünderich auf der Liste der insgesamt 41 betroffenen Schulen in Rheinland-Pfalz, bei denen der Rotstift angesetzt werden soll. Zwar „nach Einzelfallprüfung“, wie es im Schreiben des Ministeriums heißt, aber immerhin schon in der engeren Auswahl. Für Esther Dahm (39), selbst betroffene Mutter und seit fünf Jahren im Schulelternbeirat aktiv, hat das den faden Beigeschmack, dass der ländliche Raum als Wohnort immer mehr an Attraktivität einbüßt. „Es gibt keine Geburtsstationen mehr, immer weniger Arztpraxen, Lebensmittelläden, Bäckereien und Metzgereien schließen – und jetzt sind die Grundschulen dran. Den Standort Land lässt man am ausgestreckten Arm verhungern.“ Dabei gebe es viele Vorteile gerade kleiner Klassen, in denen sich pädagogische Vorgaben wie individuelle Förderung, soziales Miteinander und nachhaltiger Unterricht schulbuchmäßig verwirklichen ließe. Und: „Eine Grundschule im Dorf schafft auch emotionale Bindungen.“


Wollen um den Erhalt der Grundschule kämpfen: Schulleiterin Stephanie Mainka (3.v.l.) mit den Lehrerinnen Ulrike Dünzen (1.v.l.; Teilzeit) und Nicola Völkel (vorne) sowie Esther Dahm (2.v.l.) vom Schulelternbeirat. Mit Laptops und Smartboards werden die Pündericher Grundschüler auf modernes Lernen vorbereitet. Die technische Ausstattung ermöglichten der Förderverein und die Verbandsgemeinde Zell als Schulträger.
Schulleiterin Stephanie Mainka (47), seit 1997 an der Grundschule in Pünderich und seit acht Jahren Schulleiterin, hat noch geburtenstarke Jahrgänge erlebt, zeitweise mit über 100 Kindern. Doch mit den Jahren zeichnete sich der Trend sinkender Schülerzahlen unaufhaltsam ab. Ein ausschlaggebender Grund: Das Ganztagesangebot lockt immer mehr Eltern an die neun Kilometer entfernte Grundschule in Zell. Der Auffassung des Ministeriums, dass kleine Schulen schulorganisatorisch an ihre Grenzen stießen und weniger Handlungsspielraum bei der Gestaltung des pädagogischen Angebotes und des Schullebens hätten, hält Schulleiterin Mainka dagegen: „Unsere Arbeit unterscheidet sich in keiner Weise von der an größeren Systemen. Rahmenpläne und individuelle Arbeitspläne haben wir an die jeweiligen Klassensituationen angepasst. Individuelle Förderung, ein differenziertes Angebot, angemessene Leistungsbewertung und ein gutes Miteinander sorgen dafür, dass diese erfüllt werden.“ Auch das viel diskutierte Thema Kombiklassen sieht sie unter eindeutig positiven Aspekten: förderlich für das Sozialverhalten und nützlich im Hinblick auf das eigenverantwortliche Lernverhalten. Die Rückmeldungen der weiterführenden Schulen scheinen ihr Recht zu geben: Kinder der Grundschule Pünderich kommen problemlos an den weiterführenden Schulen zurecht.
Auch wenn Pünderich für das Bildungsministerium eine Schule von vielen ist, Lehrer, Eltern und Förderverein wollen gemeinsam mit dem Schulträger, der Verbandsgemeinde Zell, ums Überleben kämpfen.

 

Foto: Billigmann