Brachtendorf. -ade- Der Traum von Afrika und die Faszination Zweirad – diese beiden Leidenschaften verbindet Christian Müller aus Brachtendorf auf seinen Reisen durch die Weite des Kontinents.

Sechs mal bereiste der 53-Jährige den großen, mystischen Kontinent. Dabei durchquerte er Südafrika, Marokko und Namibia. Doch wie kam es dazu? Seit Müller ein kleiner Junge war, träumte er von Afrika, las zahlreiche Bücher über Landschaft und Tiere. Da wurde der Grundstein gelegt, der Jahre später ins Rollen kam. Nachdem er einen Fernsehbericht über Afrika sah, packte ihn das Fernweh. Eine Hürde aber galt es noch zu überwinden: Die Teilnehmer der Tour im TV-Bericht waren nämlich auf Zweirädern unterwegs. Schon länger spielte Müller mit dem Gedanken, einen Motorradführerschein zu machen. Er ist beruflich viel unterwegs. Da er ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen stammt, die Liebe ihn aber in unsere Region verschlug, pendelt er viel. Sein Ingenieurstudium absolviert er in Nordrhein-Westfalen, später arbeitete er auch noch dort. Auf seinen Fahrten begegnen ihm immer wieder Gruppen von Motorradfahrern. „Da bemerkte ich, dass mir das sicherlich auch Freude machen würde“, erzählt Müller. Als entschlussfreudiger Mensch meldet sich der Brachtendorfer in der Fahrschule an. Mit Enthusiasmus geht er an die Sache: Zwei Monate dauert es nur, da hat der den begehrten „Lappen“ endlich in der Hand. Nun geht es los – zunächst durch Europa.
Doch dann erinnert er sich wieder an seinen Herzenswunsch: eine Tour durch Afrika. Er informiert sich umfassend über Ausrüstung, Routen, Unterkünfte und natürlich den Transport seines Motorrades nach Afrika. Bald hat er das Gefühl, das Richtige gefunden zu haben. Also tauscht er die gut ausgebauten Straßen unserer Breitengrade mit den Sand- und Schotterpisten des südlichen Kontinents. Mittlerweile hat ihn seine Begeisterung tausende Kilometer dort zurücklegen lassen. Dabei ist ihm nicht die Geschwindigkeit wichtig, sondern das Gefühl der Weite und Gelassenheit. „Mehr als 80 Stundenkilometer fahre ich, allein schon wegen der Straßenverhältnisse, nicht oft“, erklärt der 53-jährige Ingenieur. Trotzdem legt er bis zu 400 Kilometer am Tag zurück. „Ich fahre meistens sehr früh am Morgen los und genieße, dass ich allein Teil dieser unberührten Natur bin. Das ist Freiheit, ich erkenne das Wesentliche im Leben, und ich erlebe die wohltuende Entschleunigung vom Alltag in Europa.“

 


Und nicht nur das: Auf seinem Weg begegnen ihm Tiere, die hier sicher nie seine Fahrbahn gekreuzt hätten: Giraffen, Nashörner, Elefanten, Geparden, ja sogar Löwen. Namibia – dieses Land, zweieinhalb Mal so groß wie Deutschland, hat es ihm ganz besonders angetan. „Da gibt es keine Hektik und keinen Zeitdruck. Für mich ist Namibia der Diamant Afrikas“, gerät der Afrika-Kenner ins Schwärmen. Doch er sucht nicht nur die Einsamkeit: Er möchte Kontakt zu den Einheimischen, so oft es möglich ist. Vor allem die Kinder haben sein Herz erobert. Er engagiert sich in einem Hilfsprojekt für Kinder in Namibia, „damit sie eine Zukunft haben.“ Daher sammelt er bei seinen Reisevorträgen Spenden, die er an das Waisenhaus Moria Grace in Katutura (Windhoek) weiterleitet. Bei einem Vortrag, den Müller kürzlich in Hambuch hielt, sind mehr als 1000 Euro Spendengelder gesammelt worden. Es ist ihm bei seinen Vorträgen auch wichtig, daran zu erinnern, dass „die Konsumgesellschaft Europas die Armut Afrikas mitzuverantworten hat“.
Im Februar ist Müller wieder unterwegs: Zwei Wochen lang wird er auf den Straßen Südafrikas unterwegs sein und seinen Traum erfüllen.
Informationen zu dem Waisenhaus gibt es unter www.moriagracegerman.wordpress.com/

 

Fotos: Christian Müller