KOBLENZ. -com- „Leitungswasser ist so gut wie Mineralwasser“ – das ist das Ergebnis von Stiftung Warentest, die in 13 Bundesländern Wasserproben getestet hat. Dennoch greifen viele, wenn unterwegs der Durst plagt, zur nächsten Wasserflasche im Geschäft. Dabei könnte gerade Wasser trinken so einfach sein. Wie das funktionieren kann, zeigt in Koblenz die Studentin Melissa Gundlach, die sich ehrenamtlich einsetzt für eine bessere Umwelt.

„Als ich in Norwegen im Urlaub war und dort gesehen habe, dass es einfach überall kostenlos Wasser gab, habe ich mich mit diesem Thema beschäftigt und bin auf ‚Refill Deutschland‘ gestoßen“, berichtet Melissa Gundlach (Beitragsbild), die dieses Semester mit dem Studium „Kommunikation und Medienmanagement“ in Düsseldorf angefangen hat. Zuvor hat sie mehrere Jahre an der Hochschule in Koblenz auf der Karthause gearbeitet.

„Ich habe hier auch eine Zeit lang gewohnt, deswegen kenne ich die Koblenzer Gegend ganz gut“, erklärt die 30-Jährige. Aus diesem Grund ist es keineswegs ungewöhnlich, dass die gebürtige Neuhäuselerin das Projekt „Refill“ in Koblenz gestartet hat.

Den ersten Kontakt hatte sie zu Stephanie Wiermann, die Initiatorin von „Refill Deutschland“ in Hamburg ist.
„Sie erklärte mir alle Details und wie genau ich vorgehen muss, wenn ich das Umweltprojekt auch in meiner Stadt einführen möchte“, erzählt die gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte.

Sponsoren fehlten
Der erste Schritt war die Finanzierung für den Druck der Aufkleber, die auch für Koblenz individualisiert wurden. Hierzu war sie auf der Suche nach Sponsoren, die ihr das Startgeld für das Projekt „Refill Koblenz“ beisteuern sollten. Das Vorhaben gestaltete sich jedoch schwieriger, als Melissa Gundlach es annahm und am Ende zahlte sie das Geld für den Druck doch aus der eigenen Kasse.

Nachdem die Aufkleber fertig waren, stand der Abnahme nichts mehr im Wege. Jetzt hieß es für die junge Engagierte, erst einmal Aufklärungsarbeit zu leisten und die einzelnen Geschäftsinhaber gezielt anzusprechen.

„Viele sind von der Idee direkt begeistert oder haben eventuell sowieso schon kostenloses Wasser herausgegeben ohne eine Kennzeichnung“, erzählt sie.

Wasser für alle
Die Grundidee von „Refill“ ist schnell erklärt: Jede Filiale, die es möchte, kann den „Refill“-Aufkleber sichtbar außen anbringen, damit diejenigen, die ihn sehen, wissen: „Hier kann ich meine Wasserflasche wieder auffüllen lassen.“ Und das ganz einfach mit Leitungswasser, über das jedes Geschäft und Restaurant verfügt.
Ist man nun mit seiner eigenen Flasche unterwegs, so wie Melissa Gundlach täglich, bestehen keine Hemmungen mehr bei der Frage nach Trinkwasser.

Stephanie Wiermann gründete in Hamburg „Refill Deutschland“.

„Auffüllen, bitte!“
Die Studentin versucht die Idee, das günstige Leitungswasser für Passanten kostenfrei rauszugeben, im Großraum Koblenz zu verbreiten. Das kostet sie natürlich auch viel Zeit, aber seit sie im Juni dieses Projekt gestartet hat, begeisterte sie bereits acht Koblenzer Geschäfte für die Sache.
Genauso wichtig ist es ihr, mit dieser Aktion auf die Grundproblematik im Umgang mit Leitungswasser aufmerksam zu machen.

„Wir können alle mehr für die Umwelt tun, wenn wir auf die Plastikflaschen verzichten“, erklärt die ehrenamtliche Helferin.

Bevor der Weg in das nächste Geschäft führt, in dem die Plastikflasche Wasser erworben werden kann, ist die dauerhafte, eigene Flasche, die lediglich aufgefüllt werden muss, auf Dauer sehr viel schonender für die Umwelt.

Nach den ersten Erfolgen in Koblenz Mülheim-Kärlich zieht eventuell sogar bald schon nach, sodass die Kunden auch dort sehen werden, wo es das kostenfreie Leitungswasser für sie gibt.

Qualitätswasser aus 
der Leitung
Auch seitens der Konsumenten bleibt manchmal Skepsis, ob das Leitungswasser wirklich ausreichende Qualität mit sich bringt, um es regelmäßig in größeren Mengen trinken zu können.
Zum Thema Leitungswasser wurde erst im Juli ein Bericht der Umweltministerin Ulrike Höfken veröffentlicht, in dem sie auf die Ergebnisse von Stiftung Warentest verweist.

Das Fazit: Trinkwasser und Mineralbrunnen weisen eine hohe Qualität auf. Höfken erklärt: „Sie können bedenkenlos unser Leitungswasser trinken.“

Genau das möchte Melissa Gundlach in Koblenz kommunizieren und mehr Menschen davon überzeugen, erst einmal auch das eigene Leitungswasser zu nutzen, bevor man zur nächsten Plastikflasche greift.

Denn das hat sie rausgefunden: Auch in Koblenz lässt sich das Leitungswasser ohne Probleme trinken und das soll durch die Aufkleber visualisiert werden. Denn jeder, der dieses Angebot nutzt, statt die nächste Plastikflasche zu kaufen, kann nachhaltig Plastikmüll vermeiden und etwas für die Umwelt tun.

England macht es vor
In anderen Ländern ist dieses Konzept schon lange

etabliert. Schon seit dem Jahr 2015 läuft „Refill Bristol“ in England sehr erfolgreich und ist Vorbild für die Aktion in Deutschland. Im März 2017 wurde „Refill Deutschland“ in Hamburg durch Stephanie Wiermann initiiert. Mittlerweile gibt es deutschlandweit bereits viele Städte, die sich dem Projekt angeschlossen haben – so auch Koblenz.

Jeder kann mitmachen
Und jeder, der möchte, kann selbst aktiv mitwirken: „Ich freue mich, wenn es Leute gibt, die einfach auch in Geschäften anfragen möchten, ob sie sich bei „Refill Koblenz“ beteiligen möchten“, sagt die 30-jährige Melissa Gundlach. Denn Unterstützung kann sie auch jederzeit gebrauchen, bei der hohen Anzahl an potenziellen Geschäften in der Umgebung.

Bisher haben folgende Geschäfte mitgemacht und tragen den „Refill Koblenz“- Aufkleber:

  • Meddy’s Laufladen
  • Contigo Fairtrade Shop
  • Lush
  • Fox
  • White Stuff
  • Café Lebensart
  • Miss Milla
  • Görres Apotheke

Weitere Infos und Kontakt: www.refill-
deutschland.de/koblenz/oder www.facebook.com/
refillkoblenz.

Beitragsbild: Mühlbauer
Foto: Refill Deutschland