KOBLENZ. -dko- Fünf Wochen sind es noch bis zur Bundestagswahl, doch Koblenz hat bereits seinen „klaren Höhepunkt des Wahlkampfs“ erlebt, wie es der CDU-Bundestagskandidat Josef Oster formulierte. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach am Mittwoch vor rund 3000 Menschen am Deutschen Eck.

Das Publikum ist gemischt: Viele Senioren, aber auch Familien mit Kindern. Und auch die Jugend ist keineswegs so politikverdrossen, wie so oft behauptet wird. „Ich möchte mich vor meiner ersten Wahl umfassend informieren“, sagt ein 18-Jähriger. Das Programm beginnt mit Musik. Die Band animiert immer wieder zum Mitklatschen und lässt das Publikum die von der CDU verteilten Plakate in die Höhe recken. Das erinnert mehr an den Fernsehgarten als an eine Wahlkampfveranstaltung.
Als erster Politiker darf der unabhängige, von der CDU unterstützte Oberbürgermeisterkandidat Bert Flöck auf die Bühne und erntet genauso verhaltenen, höflichen Applaus wie nach ihm einige Bundestagskandidaten aus der Region. Die Menschen sind nur wegen einer Person gekommen, das wird deutlich. Alles wartet auf die Kanzlerin. Plötzlich ertönt laute Musik. Die Moderatorin verkündet stolz: „Auf diese Frau ist Verlass: Wenn Angela Merkel sagt, sie ist um 17 Uhr in Koblenz, dann ist sie auch um 17 Uhr in Koblenz.“ Es ist tatsächlich Punkt 17 Uhr, als sich die CDU-Chefin dem Deutschen Eck nähert. Die Menschen stehen begeistert auf, klatschen, zücken ihre Smartphones. Es ist ein wahrer Triumphmarsch der wohl mächtigsten Frau der Welt – ein Händedruck hier, ein Selfie da, meistert Angela Merkel den Weg durch die Menge zur Bühne.

Angela Merkel hielt am Deutschen Eck eine rund halbstündige Rede. 

Nach der CDU-Landesvorsitzenden Julia Klöckner tritt die Kanzlerin ans Rednerpult. Sie erinnert sich an ihre vorherigen Termine in Koblenz, insbesondere die Seilbahnfahrt. „Das Deutsche Eck ist ein markanter Punkt in Deutschland“, findet Angela Merkel. Anschließend dankt sie dem Koblenzer Bundestagsabgeordneten Michael Fuchs, der nach 15 Jahren in Berlin nicht mehr kandidieren wird. „Michael, du hast dich oft über mich geärgert“, beginnt Merkel, um am Ende zu sagen: „An unsere freundschaftliche Zusammenarbeit werde ich mich immer gerne erinnern.“ Eine halbe Stunde dauert die Ansprache der Bundeskanzlerin, in der sie ihre zentralen Wahlkampfthemen anreißt. Angela Merkel sorgt auch für den Lacher des Nachmittags, als sie beim Thema technologischer Fortschritt meint: „Autos parken heutzutage ja schon automatisch ein. Besonders für Männer ist das sehr wichtig.“
Nachdem die Kanzlerin zwei Tage zuvor bei einem Auftritt in Gelnhausen noch ausgebuht worden war, gibt es in Koblenz keine kritischen Zwischenrufe. Nur vereinzelt sind Anti-Merkel-Transparente zu sehen. Auch die Polizei zieht ein positives Fazit und spricht von einer „störungsfreien Veranstaltung“.

Das Interesse war riesig: Knapp 3000 Menschen wollten die Kanzlerin in Koblenz sehen.

Josef Oster wünscht der Bundeskanzlerin im Wahlkampf eine starke Stimme und schenkt ihr als VG-Bürgermeister von Bad Ems die berühmten Emser Pastillen. Der Abschluss gebührt dem scheidenden Bundestagsabgeordneten Michael Fuchs, der sich von „seinem“ Wahlkreis verabschiedet: „Ich habe meine Heimat gerne und mit Stolz in Berlin vertreten. Aber jetzt hat es sich ausgefuchst am Deutschen Eck. Der Fuchs geht heim in seinen Bau.“ Josef Oster soll sein Nachfolger werden. Nachdem die Nationalhymne gesungen wird, muss die Kanzlerin eilig weiter mit dem Heli: Nur 90 Minuten später steht schon ihr nächster Auftritt in Heilbronn auf dem Programm.

Fotos: Juraschek

Julia Klöckner, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Josef Oster und Michael Fuchs singen die Nationalhymne.