WINNINGEN/MAYEN. -edb- Während Theresa Bäuml ein Interview gibt, bröselt ihr der Dreck von der Stirn. „Ist nicht schlimm“, lacht sie und wischt sich übers Gesicht. Eitel ist die 19-jährige Trialfahrerin nicht. Ob der Helm die Lockenpracht zerdrückt oder sie im Schlamm landet, ist ihr egal. Trial-Sport ist nun mal offroad – bei jedem Wind und Wetter.
Dass der eher von Männern dominierte Sport die damals Sechsjährige so stark in ihren Bann gezogen hatte, lag an ihrer trialbegeisterten Verwandtschaft. Vater, Onkel, Cousin und Cousine hatten sich dem Sport verschrieben. Theresa war da natürlich willkommen. „Ich habe in kleinen Automatics angefangen“, erzählt sie. „Heute können schon Dreijährige auf E-Bikes fahren.“
Waren Training und die Teilnahme an Meisterschaften bisher spielerisch, so erwachte Theresas Ehrgeiz mit dem Start in der Leistungsklasse. Der Erfolg stellte sich prompt ein: 2009 belegte sie Platz 2, 2011 stand sie auf dem obersten Treppchen.
2014 folgte der erste Podestplatz bei der Weltmeisterschaft der Damen. Se it 2015 ist sie ungeschlagene Deutsche Meisterin und Europameisterin. Und will es auch bleiben: „Ich werde alles geben, um meinen Titel zu verteidigen“, sagt sie entschlossen mit Blick auf die ersten beiden Läufe zur DM in Frammersbach am 15. und 16. Juli.
Doch das ist ihr nicht genug. Theresa will auch in der Weltspitze mitmischen. Am 29. und 30. Juli tritt sie in den USA gegen die Besten der Welt an.
Mit den Wertungsläufen in Tschechien und Italien im September wird Theresa dann etwa zehn Auslandsreisen in 2017 hinter sich haben, ohne dass das Jahr beendet ist. Ein Sport, der nicht nur an den Geldbeutel geht, sondern ihr auch Einiges an Zeitmanagement abverlangt. „Das war bis zum Abi aber wesentlich anstrengender“, gibt sich die Sportlerin gelassen.
„Jetzt entfällt zumindest das zusätzliche Lernen zwischen Schule und Wettkampf.“ Stressfrei ist das Ganze aber trotzdem nicht, gilt es doch, Sponsoren bei der Stange zu halten und neue zu akquirieren. „Dafür muss ich erfolgreich sein“, weiß die junge Frau, die sich als Sportsoldat bei der Bundeswehr beworben hat.
Auf der Überholspur zu bleiben, könnte gelingen. Wenn sie unverletzt bleibt. Denn Bruchverletzungen sind in diesem Sport nicht selten. Beim Steinean- oder -hochspringen können immer Fehler passieren – im schlimmsten Fall mit erheblichen Verletzungen. Wie bei Theresa vor zwei Jahren, als ein Sprung mit einem Armbruch endete.
„Ein Fahrfehler“, sagt sie. „Kein Grund, aufzuhören.“ Abspringen, wenn’s gefährlich wird, hat sie schon oft geübt. Normalerweise steht
für diese Situationen ein „Wasserträger“ bereit, der das Motorrad sicher abfängt, wenn die Fahrer nicht hochkommen. So ist selbst bei einem Sturz gewährleistet, dass das Motorrad nicht auf den Fahrer fällt.
Also heißt es jetzt Daumen drücken für die Weltmeisterschaft in Kingman. Theresa drückt kräftig mit. „Kann ich tatsächlich wieder“, sagt Theresa lachend, die im vergangenen Jahr wegen eines knöchernen Ausrisses am Daumen verletzungsbedingt pausieren musste.