KOBLENZ. -edb- Der Generationenwechsel im Hause Bolz lässt sich an den Abwesenheitstagen des Gründers bemessen. Hatte Manfred (70) noch vor einem Jahr seine Tochter Carina (23) auf Schritt und Tritt begleitet, ist er seit seinem 70. Geburtstag deutlich gelassener geworden.
Urlaube sind gebucht und aufs Jahr verteilt. Für Carina ein Novum, denn das hat es bisher nicht gegeben. „Mein Vater vertraut mir“, sagt sie selbstbewusst und blickt in Richtung Seniorchef, der bestätigend nickt.
Dabei war der Generationenwechsel für beide ein Härtetest gewesen. „Wir hätten es leichter gehabt, wenn wir nicht solche Dickköpfe wären“, schmunzelt Carina, die sich nicht nur das Vertrauen des Vaters, sondern vor allem den Respekt der jüngeren Mitarbeiter erkämpfen musste. „Und das war manchmal echt hart“, gibt sie unumwunden zu.
Für sie ein Glücksfall, dass sie auf die administrative Hilfe ihrer älteren Schwester Sandra (46), die seit 29 Jahren im Unternehmen mitarbeitet, zurückgreifen konnte.
Ausgestattet mit einem Rundum-Paket von hochqualifizierter Ausbildung, jugendlicher Dynamik und gesundem Selbstbewusstsein war Carina mit 22 Jahren in die Fußstapfen ihres Vaters getreten. Ihr Studium hatte die energiegeladene junge Frau an der European Business School in Östrich Winkel absolviert, Auslandssemester in England und Japan inklusive.
Dass sie drei Sprachen fließend spricht, erwähnt sie nebenbei. „Mit Schulenglisch kommt man heute nicht mehr weiter“, meint Manfred. „Für die Korrespondenz bei Burger King und Subway muss man englisch denken können.“ Neid empfindet er nicht, eher Bewunderung: „Carina war schon immer sehr zielstrebig.“ Und darin sind sich die beiden sehr ähnlich.
Seinen Traum von Selbstständigkeit erfüllte sich der gebürtige Westerwälder, der in Dernbach sein zu Hause hat, mit 29 Jahren. Als Einkäufer für Mineral- und Schweröle in Puderbach war er im ständigen Kontakt mit dem US-amerikanischen Mineralölunternehmen Texaco, das den damals modernsten Autoport in Koblenz an der B 9 baute und auf Manfred ein Auge geworfen hatte.
Der junge Mann ergriff die Chance und baute sein „Imperium“ auf. Teilweise führte er bis zu sechs Raststätten. Auf den erfolgreichen Unternehmer wurde auch die Fast-Food-Kette Burger-King aufmerksam. Aus der ersten Franchise-Partnerschaft vor zwanzig Jahren sind mittlerweile fünf geworden.
Mit dem Kauf des Autohofs in Metternich vor zehn Jahren gliederte sich Subway an. Seinem Bruder Ralf fiel dabei der Part des Reifenhandels zu.
„Es ist viel, manchmal auch zu viel“, gibt Carina freimütig zu. „Da ist es gut, Freunde zu haben.“ Bei ihnen findet sie das Verständnis, das sie als Unternehmerfrau braucht. Denn aus der Drei-Uhr-Verabredung kann leicht mal sieben Uhr werden. Und die Wochenenden sind reserviert fürs „Waldgasthaus Steinbach“ bei Euskirchen.
Die Hausbrauerei mit großem Biergarten fordert Carinas Management-Talent geradezu heraus. „Hier kann ich meine Event-Leidenschaft ausleben“, schwärmt die sportliche Frau, deren Einstieg ins Unternehmen auf der „Steinbach“ begann.
Dass Carina das Wort Stress meidet, hat einen Grund. Das halbe Jahr Auslandsstudium in Tokio habe ihr viel gebracht, erzählt sie: „In Japan ist man sehr aufs Gemeinwohl ausgerichtet. Das Individuelle steht zurück. Ich habe viel gelernt und bin deutlich gelassener zurückgekommen.“ Gelassenheit, die sie auch weiterhin brauchen wird. Denn Manfred hat vor zwei Jahren mit Subway und dem Schnellrestaurant „Extra Wurst“ auf dem Flughafenterminal Frankfurt-Hahn den Startschuss für ein weiteres Projekt gegeben.
Fotos: Billigmann