KOBLENZ. -edb- Wolfgang Keil (68) schwankt zwischen Hoffen und Bangen: der Hoffnung, mit der Chemotherapie endlich den Krebs besiegt zu haben, und dem Bangen, was aus seiner Initiative wird, wenn es ihn nicht mehr gibt. Der Koblenzer ist das Gesicht hinter dem „RadTeam Nestwärme“, das Jahr für Jahr Spendengelder für Familien mit schwerkranken und behinderten Kindern sammelt.
Auch dieses Jahr hat er wieder ein Team aus 40 Radlern zusammengetrommelt, das mit ihm für eine gute Sache in die Pedale tritt. Die gute Sache: das Sozialunternehmen „Nestwärme“, das bundesweit mit kontinuierlicher und intensiver Betreuung Eltern beim Dauereinsatz für ihr krankes Kind unterstützt.
Wolfgang Keil ist einer von ihnen: Er gehört zu den Zeitschenkern, ein von „Nestwärme“ entwickeltes Programm, das von der stetigen Verfügbarkeit des Rentners und seiner handwerklichen Geschicklichkeit profitiert. Denn wo immer helfende Hände gebraucht werden, Keil ist dabei. Er prüft, packt an, hält Spielgeräte instand oder dreht das Glücksrad im Einkaufs-Center – natürlich für den guten Zweck.
Der Zufall wollte es, dass der gelernte Kfz-Meister, der seit 1964 dem Koblenzer Autohaus „Ford Förster“ die Treue hält, mit „Nestwärme“ in Kontakt kam. Weil ihm dort die Verantwortung für über 140 Sozialdienstfahrzeuge obliegt, landete die „Nestwärme“-Anfrage, in deren Auftrag ein Fahrzeug zu fahren, bei ihm.
„Ich habe in die Augen kranker Kinder gesehen und wusste, dass ich dort gebraucht werde“, erzählt Keil. Es ist das Gefühl von Geborgenheit und Angenommen-Sein, das er vermitteln will.
Und Keil weiß, wovon er spricht. Denn Angst und Verzweiflung kennt er aus seiner Kindheit, als seine Eltern mit ihm 1952 aus der Zonengrenze nach Koblenz geflohen sind. „Die Spenden kommen zu 100 Prozent dort an, wo sie benötigt werden“, verweist der engagierte Rentner auf die zahlreichen Angebote der Nestwärme: neben dem ZeitSchenker-Netzwerk das Kinderkompetenzzentrum mit einem ambulanten Kinderkrankenpflege- und Kinderhospizdienst sowie der inklusiven Kinderkrippe in Trier. Im vergangenen Jahr startete das Pilotprojekt „Ambulante Brückenpflege“ für Eltern mit schwerstpflegebedürftigen Kindern.
Wolfgang Keils Engagement ist nicht verborgen geblieben. Die Stadt Trier hat ihn mit dem Ehrenamtspreis bedacht, das Land Rheinland-Pfalz mit der Ehrennadel.
Foto: Billigmann