Düngenheim/Mayen.  -be- Vier verwahrloste Schäferhundmischlinge aus Düngenheim wurden nach einer polizeilichen Rettungsaktion und einer tierärztlichen Erstbehandlung im Mayener Tierheim aufgenommen.

Zwei von ihnen waren während eines mehrstündigen Polizeieinsatzes bei Düngenheim eingefangen worden. Ein Tier konnte sich vor Erschöpfung kaum auf den Beinen halten. „Ihr Fell ist mit Schlamm und Matsch so verklebt, dass sie in Narkose geschoren werden müssen“, so Tierheimleiterin Ruth Drießen. Autofahrer hatten die Vierbeiner an der viel befahrenen Landesstraße 98/K 113 gesehen und die Polizei informiert. Mit Unterstützung von Polizeidiensthundeführern und einer Expertin der Rettungshundestaffel aus Lahnstein gelang es schließlich, die Hunger und Durst leidenden Tiere in Hundeboxen zu locken. Die beiden anderen Schäferhundmischlinge hatte eine Düngenheimerin kurze Zeit später in ihrem Garten gefunden. Auch sie wurden von der Polizei ins Tierheim nach Mayen gebracht. „Die Hunde hielten sich vermutlich über einen längeren Zeitraum im Freien auf,“ mutmaßt Drießen. Die vier verängstigten Hunde wurden im Tierheim zusammengeführt.: „Sie gehören aber mit Sicherheit einem Familienverband an.“ Die Hunde hatten sich direkt freudig begrüßt und sich gegenseitig die Schnauzen geleckt. Zwei von ihnen sind noch recht jung. Sie haben schneeweiße Zähne und könnten etwa ein Jahr alt sein. Die anderen sind etwa zwei Jahre alt. So ganz genau könne man das nicht sagen. Die Tiere werden jetzt mit großer Fürsorge und Geduld aufgepäppelt und tierärztlich versorgt. „Sie fressen uns bald die Haare vom Kopf und erholen sich in den kommenden Wochen bei uns.“ Da eine beginnende Blutvergiftung vermutet wurde, musste eine der Hündinnen am Dienstag bereits am Vorderlauf operiert werden. Bis die Hunde an passende Herrchen oder Frauchen vermittelt werden können, wird sicher noch einige Zeit verstreichen. „Insbesondere die beiden scheuen Rüden müssen erst einmal lernen, menschliche Nähe zuzulassen.“
In den vergangenen Wochen ist das am Stadtrand von Mayen idyllisch gelegene Tierheim „In der Pluns“ mehr und mehr zu einem Sanatorium für Pflegefälle geworden. „Wir beherbergen zurzeit so viele Not-‚Felle‘, wie noch nie“, sagt Ruth Drießen. „Ein Notfall nach dem anderen kommt zu uns, sodass unsere Einrichtung räumlich an seine Kapazitäten stößt.“ Um alles schultern zu können, wird der langjährigen Tierheimleiterin und ihrem Team vieles abverlangt.
„Jedes Notfalltier hat seine eigene traurige Geschichte“, ergänzt die 61-jährige aus Kobern-Gondorf. Denn nur einen Tag nach den Mischlingen wurde ein völlig abgemagerter Labrador-Mischling ebenfalls von der Polizei ins Tierheim gebracht. Das etwa 13 bis 14 Jahre alte Tier, das aus Dünfuß (Verbandsgemeinde Kaisersesch) stammt, hat neben seinem abgemagerten schlechten körperlichen Zustand noch ein Geschwulst am Auge. Das Tier mit den traurigen dunklen Augen hatte mehrere Tage ohne Futter hilflos auf dem Bett seines Herrchens gelegen. „Opa Heinz, wie wir das Tier nennen, ist bis auf die Knochen abgemagert und kann sich kaum fortbewegen“, sagt Tierheimmitarbeiterin Kristina Wagner. Erfreulich ist: Aufgrund eines Facebook-Aufrufes hat sich eine nette Pflegefamilie gemeldet hat, in die der Hundesenior umziehen darf.

 
Die Anteilnahme von Tierfreunden an dem Schicksal der Tierheimbewohner ist enorm. „Einige bringen uns Hundefutter und eine Hundefriseurin hat sich angeboten, uns ehrenamtlich bei der Fellpflege der Schäfermischlingshunde zu helfen“, freut sich Drießen. Jetzt gilt es, die Hunde an den Menschen zu gewöhnen, damit sie in absehbarer Zeit in ein liebevolles Zuhause vermittelt werden können.
Drießen ist zuversichtlich: „Immerhin wurde in ganz kurzer Zeit unsere Facebook-Seite 38.000 Mal angeklickt.“
Das Mayener Tierheim ist für die Aufnahme von Fundtieren aus den Verbandsgemeinden Kaisersesch, Ulmen, Vordereifel, Mendig, Maifeld, Rhein-Mosel und der Stadt Mayen und deren Stadtteile zuständig. Neben Andernach, Neuwied und Koblenz befindet sich das nächste Tierheim in Trier. „Natürlich nehmen wir, wenn wir Platz haben, nach Absprache auch Fundtiere aus Cochem auf“, sagt die Tierheimleiterin. Allerdings ist die Unterbringung der Hunde nicht mehr zeitgemäß. Darauf weist auch das Kreisveterinäramt Mayen-Koblenz bereits seit Jahren hin. Denn das bestehende, Anfang der 1980er-Jahre errichtete Hundehaus ist in die Jahre gekommen. Es ist marode – und zwar vom Dach bis hin zu den Fliesen. Und das sowohl im Innen- als auch im Außenbereich. Insbesondere den Langzeitinsassen macht die Enge und die mittlerweile mangelhafte Unterbringung schwer zu schaffen. Nach vielen Monaten des Nachdenkens und des Planen ist der Entschluss gefallen: Ein neues Hundehaus soll gebaut werden. Für den Tierschutzverein bedeutet das, um der Hunde willen, die oft monatelang auf ein neues Zuhause warten, so viele Sponsoren und Spender wie möglich zu finden. Aus diesem Grund wird seit dem letzten „Volksfest für Tiere“ im Mai vergangenen Jahres für den rund 550.000 Euro teuren Neubau mit einer sogenannten „Meilensteinaktion“ kräftig die Werbetrommel gerührt. Die kleinen, von den Spendern, individuell gestalteten Kunstwerke sollen als Erinnerung an den langen Weg von der Planung bis zur Realisierung in den Neubau als Mauerschmuck oder als ein Stück des Gehweges mit integriert werden. Jeder Meilenstein bringe das Tierheim einen Schritt näher an sein Ziel. Wann der Neubau fertiggestellt sein wird, wagen Drießen und ihr Team nicht zu sagen. „Vielleicht in drei Jahren?“, mutmaßt sie ganz vorsichtig.
Die Arbeiten sollen im Übrigen bei laufendem Tierheimbetrieb erfolgen.
Zwischenzeitlich sind gut 100.000 Euro für den Abriss und den Neubau zusammengekommen. Jeder noch so kleine Beitrag für das neue Hundedomizil sei wertvoll und werde gerne angenommen, so die Tierheimmitarbeiter unisono.