DÜNGENHEIM/ Mayen.
-edb- Besuchshündin Käthe (7) gehört zum festen Programmpunkt in der Woche. Donnerstags ist ihre Zeit – dann geht es auf Tour von Düngenheim ins Mayener Alten- und Pflegeheim St. Johannes. Käthe ist ein Rauhaardackel und hat eine besondere Ausbildung aufzuweisen. Gemeinsam mit ihrer Besitzerin Sonja Calovini (43) hat sie Kurse absolviert, in denen sie gezielt auf den Umgang mit alten Menschen vorbereitet wurde.

 

Ob Rollator, Krücken oder Rollstuhl – Käthe ist stressfrei. Und genau so soll es sein. Ein halbes Jahr wurde sie in mehrstündigen Schulungen darauf vorbereitet; ebenso ihre Besitzerin sensibilisiert, wenn der Hund Stress empfindet. Dabei ist die Aufgabenstellung geradezu simpel: Käthe soll Freude vermitteln, zur Entspannung beitragen und die Seele berühren.

Seit einem Jahr macht sie das mit Erfolg. „Viele Demenzkranke können sich dadurch besser entspannen. Wir haben eine Bewohnerin, die sonst nie spricht, sich aber mit dem Hund unterhält“, zählt Ehrenamts-Koordinatorin Heike Becker die Vorzüge des Besuchshunds auf. „Für die Bewohner ist der Donnerstag eine feste Zeit, an der sie sich orientieren können.

Nicht zu unterschätzen ist auch, dass bei manchem Erinnerungen an den eigenen Hund wach werden und dadurch ein Stück Biografie aufgearbeitet werden kann.“
Für eine Bewohnerin ist der Donnerstag etwas ganz Besonderes: Die bettlägrige Käthe Both genießt die Augenblicke, wenn ihre tierische Namensvetterin zu ihr ins Bett kommen darf. Dann sind Streicheleinheiten auch für die Seele angesagt. „An den engen Kontakt mit einem Hund musste ich mich erst einmal gewöhnen“, gesteht Heike Becker, die seit ihrer Kindheit Angst vor Hunden hat. „Käthe und ich sind aber auf dem besten Weg.“

 

Altenzentrum St. Johannes Düngenheim

Gruppenbild mit Hund: Irmgard Pawlitz, Mitarbeiterin Swetlana Rakowski, Luzia Schaaf, Rosa Schink, Mitarbeiterin Heike Becker, Marlies Prckel und Ehrenamtlerin Sonja Calovini.

Ehrenamt
Dass Besuchshundedienste möglich sind, verdankt das Altenheim- und Pflegeheim St. Johannes der ehrenamtlichen Mitarbeiterin Sonja Calovini. Einmal die Woche macht sie sich mit Käthe auf den Weg von Düngenheim nach Mayen. „Ich mache das gerne“, sagt sie. „Und ich brauche diese Arbeit auch für mich persönlich.“ Sonja Calovini ist eine von vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern, die sich im Altenzentrum St. Johannes engagieren. In Abstimmung mit dem begleitenden Dienst ergänzen sie die Arbeit der Fachkräfte.

 

Will man das Ehrenamt begreifen, sind Zeit und Zuwendung die wesentlichen Schlüsselbegriffe dazu. Geht es doch in erster Linie darum, mit den Senioren ein Stück des Lebensweges gemeinsam zu gehen und ihnen Geborgenheit, Sicherheit und menschliche Wärme zu vermitteln. Die Ehrenamtler selbst erfahren Anerkennung und Sinnfindung in ihrer Arbeit.

Koordinatonsstelle
Die vor einigen Jahren ins Leben gerufene Koordinationsstelle informiert, vermittelt und gewährt persönliche Hilfestellung bei der Suche nach einem geeigneten ehrenamtlichen Einsatzbereich. Heike Becker hat 2010 in Mayen als erste hauptamtliche Ehrenamts-Koordinatorin in Rheinland-Pfalz begonnen. Mittlerweile betreut sie 50 Ehrenamtliche, die sie in Schulungen und Kriseninterventionen auf ihre Arbeit vorbereitet und begleitet.

 

Fotos: Billigmann