KREIS. -edb- Zwölf Jahre lang war er Chefredakteur der bedeutenden Wirtschaftszeitung Handelsblatt. Seit seinem Ruhestand widmet sich Rainer Nahrendorf anderen Themen. Eines davon sind Fledermäuse.

Bei seinen Recherchen kommt er zu dem Schluss: Mayen würde ein Bat-Detektor, mit dem man die Ultraschall-Ortungsrufe der Nachtjäger hören kann, gut zu Gesichte stehen. Und deshalb widmet in seinem Buch „Kalle und die Nachtjäger der Eifel“ der Fledermaushauptstadt Mayen ein ganzes Kapitel.
Dass er für seine Recherchen selbst ins Mayener Grubenfeld und zum Fledermaustunnel nach Bleialf rausfährt, gehört dazu. „Ich schreibe nicht blind drauf los“, sagt der fundierte Journalist. Der Schutz der Fledermäuse liegt ihm am Herzen. Kritisch bemerkt er, dass den kleinen Säugern immer weniger natürlicher Lebensraum zur Verfügung steht und dass Umweltpolitik oftmals auf Kosten der Natur gemacht wird. Insbesondere die in und an Waldgebieten errichteten Windkraftanlagen sind für Wildtiere und Fledermäuse zu einer großen Gefahr geworden.
Fledermaus

Fledermäuse haben zwar Augen, aber als Nachtjäger nutzen sie das Echo ihrer Ultraschallrufe.

So sieht es auch NABU-Fledermausexperte Dr. Andreas Kiefer aus Dünfus. Schätzungen zufolge sterben bundesweit jedes Jahr zwischen 200 000 und 250 000 Fledermäuse durch Windräder. Da Fledermäuse nur ein Junges pro Jahr zur Welt bringen, kann sich das gravierend auf die Population auswirken.
Ein Bat-Detektor, wie es ihn in Erfurt und Gießen gibt, könnte Unmögliches möglich machen. Dort wurden in alten Parkuhren digitale Fledermausdetektoren eingebaut, die dann über das Mikrofon aufgenommene Fledermausrufe ums Zehnfache verlangsamt wiedergeben. „Mayen könnte einen solchen Detektor gut gebrauchen“, meint der Chefredakteur im Ruhestand.
Rainer Nahrendorf Fledermaus

Ultraschalltöne per Knopfdruck hörbar machen kann ein Bat-Detektor, in dessen Innern sich eine High-Speed-Karte befindet. Exemplare stehen in Erfurt und in Gießen. „Auch Mayen würde ein Bat-Detektor gut zu Gesichte stehen“, meint Rainer Nahrendorf (im Bild).

Was den passionierten Fledermausliebhaber antreibt, sich so für die kleinen Flugtiere zu engagieren, ist die Liebe zur Natur: „Ich werbe für einen Kompromiss zwischen den wirtschaftlichen Interessen und dem Naturschutz.“ Mit wirtschaftlichen Interessen sind die Kommunen und Energieversorger gemeint, die Windkraftanlagen auf bewaldeten Flächen aufstellen. „Das sind Flächen, die zum Lebensraum der Wildtiere gehören“, so Nahrendorf.
Dabei sind Fledermäuse ganz besonders betroffen. Denn sie werden ungeschützt von den Rotatorenblättern, die Geschwindigkeiten von bis zu 250 km/h erreichen, getroffen und sterben einen qualvollen Tod. „Windräder sollten nicht im Wald und am Waldrand gebaut werden“, so seine feste Überzeugung. „Und sie müssen zu Fledermausschwarmzeiten abgeschaltet werden.“ Das ist aber eine Frage der Rentabilität, denn Windkraftanlagen arbeiten nur dann wirtschaftlich, wenn sie durchgängig in Betrieb sind. Dennoch versucht er den Spagat zwischen Umweltbewusstsein und Naturschutz. Mit Abstrichen auf beiden Seiten wäre aus seiner Sicht eine einvernehmliche Lösung machbar.
Seinen Finger in die Wunde Naturschutz legt auch NABU-Fledermausexperte Dr. Andreas Kiefer aus Dünfus: „Die Ortungs-Ultraschallrufe der Fledermäuse gehen nur nach vorne. Befinden sich die Rotatorenblätter im Rücken oder oberhalb der kleinen Flieger, werden sie von den Luftströmen unweigerlich erfasst. Man schätzt, dass bundesweit jedes Jahr zwischen 200 000 und 250 000 Fledermäuse durch Windräder sterben.“
Ebenso gefährlich sei die Wärme der Anlagen, die Insekten anlockt – und dadurch wiederum Fledermäuse. „Ohnehin fallen Fledermäuse und Vögel den energetischen Bemühungen der letzten Jahre zum Opfer“, führt der Experte weiter aus. „Bei Maßnahmen zur Wärmedämmung von Häusern werden sie häufig lebendig eingemauert.“ Maßnahmen, die die Population dramatisch beeinflussen, bringen Fledermäuse nur ein Junges pro Jahr zur Welt. So werden schon jetzt bei den Zwergfledermäusen schwindende Bestände in der Eifel gemeldet.
Fledermaus Bartfledermaus

Um die Flüge nachverfolgen zu können, müssen die Fledermäuse kategorisiert und beringt werden. Unser Foto zeigt die Vermessung einer Bartfledermaus.

Auch wenn der Einsatz für den Erhalt der Fledermäuse viel Zeit und Nerven gekostet hat, sind Dr. Andreas Kiefer und Rainer Nahrendorf mit dem bislang Erreichten zufrieden. „Es müssen immer mehrere Interessen berücksichtigt werden,“ so Nahrendorf. „Bedenkt man, dass der NABU Rheinland-Pfalz mit Dr. Kiefer als Projektleiter fürs Mayener Grubenfeld eine einvernehmliche Lösung zwischen dem touristischen Interesse und dem Naturschutz gefunden hat, kann man das durchaus als Erfolg werten.“ Dort nämlich wurde vor Jahren unter anderem die Große Hufeisennase durch Zufall entdeckt. Ein Beweis, dass für den Naturschutz im Mayener Grubenfeld der richtige Weg eingeschlagen worden ist.
Das Fledermaus-Fan-Buch von Rainer Nahrendorf „Kalle und die Nachtjäger der Eifel“ gibt es auch als e-book mit vielen farbigen Fotos.
Fledermausnacht für alle
Die Fledermausnacht im Grubenfeld findet am 26. August statt. Ab 17 Uhr sind die NABU-Info-Stände an der Terra Vulcania geöffnet. Dann gibt es wie jedes Jahr Führungen zu den Steinbrüchen, Vorträge für Groß und Klein, Bogenschießen und die Wanderung zum Bierkeller, wo man Fledermäuse dann live beobachten kann.
Quartier der Fledermäuse
Erst in den 90er Jahren wurde die Bedeutung des Mayener Grubenfeldes als herausragendes Fledermausquartier erkannt. Heute sind die Mühlsteingruben in Mayen und die nur sieben Kilometer entfernten in Mendig eine der bedeutendsten Fledermausquartiere in Mitteleuropa. 14 Arten nutzen sie als Winterquartier, 16 Arten auch als Schwarmquartier. Experten schätzen, dass die Gruben von bis zu 50 000 Fledermäusen genutzt werden. Bei ihren Wanderungen fliegen Fledermäuse Strecken bis zu 300 Kilometer zum Grubenfeld. Im Herbst 2014 war dort eine der seltensten Fledermausarten Deutschlands, die Große Hufeisennase, erstmals zu Gast.
Foto: NABU/Fliegendes Mausohr/Eberhard Menz