NAMEDY. -edb- Verfallen, feucht und marode: Dieses Erbstück von 1988 wollten Heide und Godehard von Hohenzollern nicht allzu lange im Besitz halten – trotz ihrer Liebe zu der 600 Jahre alten Dame Burg Namedy. Doch nach eineinhalb Jahren Entrümpelung des Spiegelsaals war’s um das Hohenzollernehepaar geschehen. Das geplante Abschiedskonzert fand zwar statt, doch es wurde zum Aufbruch und Beginn eines kulturellen Programms aus Konzerten, Lesungen, Theater und Kabarett. Das ist es bis heute geblieben, mehr noch: Burg Namedy ist gefragter Austragungsort festlicher Veranstaltungen, Tagungen und Kongresse. Damit das Denkmal als solches der Region erhalten bleibt und auch weiterhin Touristen aus aller Welt anlockt, sind Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten obligatorisch. Doch die anstehende Sanierung des Daches hängt wie ein Damoklesschwert über der Hausherrin. „Wir werden auch das schaffen“, zeigt sie sich zuversichtlich, „aber auf vielen Schultern verteilt, trägt sich die Last leichter.“ Der Förderkreis rührt kräftig die Werbetrommel, damit das 800 000-Euro-Projekt finanziert werden kann.
Es war Liebe auf den zweiten Blick. „Vielleicht auch auf den dritten oder vierten“, lacht Heide von Hohenzollern (75), Prinzessin und Hausherrin der Schloss-Burg Namedy. 1988 hatte ihr Ehemann Godehard die Burg geerbt. Aber ihm und seiner Frau war klar, dass sie das alte Gemäuer nicht halten könnten. Zwei Kriege, Besatzung mit allem, was dazu gehört, hatten die 600 Jahre alte Burg gehörig mitgenommen.
Ein Drittel des Hauses war nicht mehr zu nutzen: Elektrik von 1910, Schwamm in den Deckenbalken – vieles marode und baufällig. Der einst so prunkvolle Spiegelsaal fristete sein Dasein als Abstellkammer, in der alles aufgrund der Feuchtigkeit vor sich hinfaulte.
Eineinhalb Jahre dauerte die Räumung des Spiegelsaals. Dann konnte man die einstige Schönheit und Eleganz des Saales erahnen.
Für Godehard, den leidenschaftlichen Musikliebhaber, ließ die wunderbare Akustik seine Jugendträume wieder lebendig werden. Ein einziges Konzert vor dem Verkauf des Schlosses sollte es geben. Doch das war nur der Anfang. Es wurden mehr – viel mehr.
Am Anfang war die Musik auf Burg Namedy
Heide verhalf den Träumen ihres Mannes zur Wirklichkeit. Die junge Frau war angloaffin und verbrachte gemeinsam mit Godehard sehr viel Zeit in England. Der berühmte Geigenvirtuose Yehudi Menuhin gehörte zum Freundeskreis. Und er war es auch, der die Idee der kulturellen Begegnungsstätte im alten Spiegelsaal anschob:
„Wenn ihr die Musikkultur nach Namedy zurückbringt, dann werde ich Schirmherr“, sagte er.
Und er hielt sein Versprechen bis zu seinem Tod im Jahr 1999.
Plötzlich war Bewegung in die Sache gekommen. Und sie wurde eine gemeinsame, an der sich die Stadt Andernach, das Land Rheinland-Pfalz und viele Einheimische beteiligten. „Daraus sind die Andernacher Musiktage entstanden“, erzählt Heide von Hohenzollern stolz. „Wir hatten so viel Unterstützung erhalten, dass wir schließlich den weiteren Weg alleine gehen konnten.“
Zwischen Tränen und Träumen
Den allerdings musste die zweifache Mutter nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes ganz alleine gehen. Hin- und hergerissen zwischen Weitermachen und Aufhören entschied sie sich für Letzteres. „Ich kannte nur arbeiten und hatte Träume“, meint sie nachsichtig mit sich selbst. Und sie habe das „unverschämte Glück“ gehabt, im entscheidenden Moment den richtigen Menschen begegnet zu sein.
Zum Beispiel Monika Dressel, heutige Geschäftsführerin, die ihr damals wie heute organisatorisch und mit vielen kreativen Ideen zur Seite gestanden habe. Oder ihre Tochter Anna, die bereits seit einigen Jahren im Betrieb arbeitet und Heide von Hohenzollerns Nachfolge antreten wird.
Burg Namedy hat sich unter Heides Führung zur Kulturhochburg mit Konzerten, Lesungen, Theater und Kabarett weiterentwickelt, aber auch zu einem Eventbetrieb für festliche Veranstaltungen, Kongresse und Tagungen. Jährlich finden zwischen 140 bis 150 Veranstaltungen statt.
Burg Namedy als Ort der Begegnung
Das Haus als Begegnungsplattform war von Anfang an das erklärte Ziel des Hohenzollern-Ehepaares gewesen.
„Burgen und Schlösser wurden gebaut, damit sich dort Familien treffen konnten“, greift die Hausherrin den Ursprungsgedanken auf.
„Dazu gehörte auch die Dienerschaft, die mit ihrem Lachen und Weinen das Haus mit Leben gefüllt hat.“ Und so soll es bleiben: Burg Namedy als Ort der Begegnung.
Das Dach – fast ein Millionenprojekt
Im Hinblick auf Restauration und Renovierung bleibt die Schloss-Burg Namedy eine Dauerpatientin. Staatliche Hilfen hat es seit 1993 von Seiten des Landes und des Landesamtes für Denkmalpflege gegeben. Der 1992 gegründete Förderverein hat viel zur Verbesserung der Infrastruktur beigetragen.
Doch die anstehende Dachsanierung sprengt den üblichen Rahmen. Noch mehr Kräfte sind gefordert. Auf geschätzte 800 000 Euro belaufen sich die Kosten. „Wir können mit den Sanierungsarbeiten auch nicht länger warten, weil die alten verrosteten Nägel den Schiefer sprengen“, erklärt Heide von Hohenzollern.
„Wenn wir jetzt handeln, können wir eine Kostenexplosion vermeiden.“
Viele Förderer aus der Region haben schon ihre Hilfe zugesagt, darunter die Kreissparkasse Mayen und die Volksbank RheinAhrEifel. Auch der Förderverein wirbt emsig für das Projekt.
Das Denkmal Burg Namedy gemeinsam erhalten
1992 wurde der „Förderkreis Burg Namedy“ ins Leben gerufen. Der gemeinnützige Verein engagiert sich für den Erhalt und die Sanierung der Burg als kulturelle Begegnungsstätte. Größtes Projekt ist zur Zeit die Sanierung des Daches mit geschätzten Kosten in Höhe von 800 000 Euro. Wer mit seiner Mitgliedschaft oder durch Spenden zum Erhalt der Burg beitragen möchte, kann sich wenden an Telefon: (2632) 48 6 25 oder eine E-Mail senden an: info@burg-namedy.de
Fotos: Seydel / Burg Namedy