POLCH / COCHEM. -edb- 160 Filialen und knapp 2 000 Mitarbeiter – Achim Lohner ist zufrieden. „Ich würde alles noch einmal genau so machen“, resümiert der Großunternehmer, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, im Gespräch mit unserer Zeitung AM WOCHENENDE.

Jetzt aber will Lohner, der aus dem vom Vater übernommenen Betrieb mit 8 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 230 000 DM (115 000 €) innerhalb von 42 Jahren ein Großunternehmen geschaffen hat, kürzer treten.

Das Unternehmen soll einschließlich der Immobilie in eine Stiftung umgewandelt werden. Wer Stiftungsvorsitzender wird, will Lohner noch nicht bekannt geben. Er selbst wird als Vorsitzender des Stiftungsrates mit 50-prozentigem Stimmrecht die Geschicke des Unternehmens mitbestimmen. Zwei Familienmitglieder und zwei Externe sollen den Ratsvorstand ergänzen.

Kaum ein anderes Unternehmen in der Region ist so rasant gewachsen wie die „Lohner’s“. Nach dem Umzug der Backstube von Cochem nach Hambuch 1987 erfolgte 1996 die Verlegung der Produktionsstätte nach Polch. Bereits 2016 mussten Produktion und Verwaltung erweitert werden. Trotz der expansiven Unternehmensstrategie hat Achim Lohner gemeinsam mit seiner Frau Ellen ein Leitbild für alle Mitarbeiter entwickelt, das sich vor allem am Oberbegriff „Qualität“ orientiert.

Das hat nicht nur Gültigkeit für die Produkte, sondern ist auch auf zwischenmenschlicher Ebene verpflichtend. Über Werte und Ziele haben wir mit Achim Lohner gesprochen.

Zum Glück ist Achim Lohner selbstständig. Keiner macht ihm Vorschriften, wie lange er zu arbeiten hat, wann Urlaub fällig ist und wie die Wochenenden und Feiertage geregelt sind. „In einer Verwaltung könnte ich nie arbeiten“, gibt der alteingesessene Unternehmer unumwunden zu.

„Ich bin ein kreativer Mensch und muss mich entwickeln.“

Und das tut er auch noch mit 70.  Am 3. März, feierte der Gründer der Großbäckerei Lohner’s seinen runden Geburtstag und will es künftig ruhiger angehen lassen: In spätestens einem halben Jahr soll das Unternehmen in die neu gegründete Stiftung übergehen.

„Zur Erhaltung des Betriebs und Sicherung der Arbeitsplätze in der Region“, wie Lohner im Gespräch mit unserer Zeitung AM WOCHENENDE betont.

 

AM WOCHENENDE: Herr Lohner, können Sie überhaupt Ruhestand?
Achim Lohner: Mein Büro behalte ich bei, werde aber meine Anwesenheit in der Firma von fünf auf drei Tage begrenzen. Mit einem 50-prozentigen Stimmrecht als voraussichtlicher Vorsitzender des Stiftungsratsvorstandes nehme ich weiterhin an der Unternehmensentwicklung teil.

Erst mit 75 geht aus Altersgründen das StimmrechAchim Lohner in der Backstubet schrittweise zurück.

Langweilig wird es mir nicht. Hobbies habe ich ja genug. Ich liebe es, gemeinsam mit meiner Frau zu backen. Außerdem werden wir nach dem Tod unserer beiden Hunde wieder tierischen Nachwuchs bekommen. Darauf freuen wir uns sehr. Und dann beginnt ab April ja auch die Motorradzeit.

 

AM WOCHENENDE: Zurück zu den Anfängen. 1976 haben Sie mit Schulden begonnen, sieben Jahre später bereits einen Umsatz von über 1 Million DM (500 000 €) erwirtschaftet. Wie haben Sie das gemacht?
Lohner: Man muss sparsam mit Geld umgehen, Spaß am Arbeiten haben und gut organisieren können. Und man muss sich selbst treu bleiben. Ich habe immer das gemacht, was ich für richtig gehalten habe.

 

AM WOCHENENDE: Beispielsweise, als Sie in Abwesenheit Ihres Vaters eine Investition von 22 000 Mark (11 000 €) getätigt haben?
Lohner: Ein gutes Beispiel. Mein Vater war auf Kegeltour und ich hatte einen Verbrauchermarkt zu beliefern. Da habe ich gemerkt, was uns fehlt: eine Teigmaschine, ein zweiter Backofen und ein Lieferwagen. Das habe ich umgesetzt.

Natürlich hat mein Vater erst mal geschluckt, als er nach Hause kam, aber dann hat er die Notwendigkeit eingesehen.

 

AM WOCHENENDE: Haben Sie Vorbilder? Wer hat Sie besonders geprägt?
Lohner: In erster Linie hat mich mein Vater geprägt. Meinem Lehrmeister Willi Mom habe ich sehr viel zu verdanken, ebenso dem Sparkassendirektor Walter Krieger, der mich zu Beginn der Selbstständigkeit sehr unterstützt hat.

Am meisten geprägt hat mich Jürgen Hundertmark, weil er kunden- und mitarbeiterorientiert war und immer zu seinem Wort gestanden hat. Die letzten Jahre habe ich sehr aufmerksam die Stiftungsgründung des hiesigen Unternehmers Heinz Gries verfolgt.


AM WOCHENENDE: Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf Ihr Unternehmen?
Lohner: Digitalisierung ist weiterhin eines der stärksten Themen, die uns beschäftigen. Das betrifft den Einkauf, die Buchhaltung, die Kalkulation, aber auch unsere 160 Läden.

Die digitale Vernetzung reicht bis in die Backstube mit all ihren Maschinen hinein.

 

AM WOCHENENDE: Wie digitalisiert sind Sie als Privatmensch?
Lohner: Ich habe einen Laptop, mit dem ich mich von zu Hause aus in den Betrieb einloggen kann, und ein Smartphone. In meiner Freizeit muss ich aber nicht ständig erreichbar sein.

 

AM WOCHENENDE: Können Sie guten Gewissens einem jungen Menschen noch den Beruf des Bäckers oder Konditors empfehlen?
Lohner: Eindeutig ja. In den modernen Bäckereien ist es doch gar nicht mehr so wie früher. Es gibt Schichtarbeit, die individuell auf die Bedürfnisse des Arbeitnehmers abgestimmt werden kann, und der Verdienst hält mittlerweile Vergleiche mit anderen Branchen stand.

Eine Bäckerei bietet ja auch noch weitere Ausbildungsberufe mit Zukunft an. Wir haben in den letzten Jahren bis auf wenige Ausnahmen unsere Auszubildenden übernehmen können. Unser Betrieb ist da mit der freiwilligen Bereitstellung von drei Ausbildungsbeauftragten im Übrigen vorbildlich.

 

AM WOCHENENDE: Sie haben viele Preise als Anerkennung Ihrer Lebensleistung erhalten, darunter auch den Großen Preis des Mittelstandes, die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz, den Stollen-Zacharias oder den Marktkieker. Sie sagten einmal, dass Sie insbesondere auf die kleineren Preise sehr stolz sind.
Lohner: Ja, und hier insbesondere auf die, die ich zusammen mit meiner Frau erhalten habe, wie etwa der Wappenteller der Stadt Cochem oder des Kreises Mayen-Koblenz. Wir sind sehr heimatverbunden. In den kleineren Preisen spiegelt sich immer auch die Anerkennung der Mitarbeiter und Kunden wider.

Achim Lohner

AM WOCHENENDE: Ehrlichkeit und Vertrauen spielen in Ihrem Leben eine große Rolle. Das spiegelt sich in den Leitlinien Ihres Unternehmens wider.
Lohner: Wir legen großen Wert auf ein tolerantes und von Wertschätzung geprägtes Betriebsklima.

Die Zufriedenheit der Mitarbeiter spielt eine sehr große Rolle. Ich habe den Anspruch: Wenn es uns gut geht, muss es auch unseren Mitarbeitern gut gehen.

Wir zeigen aber auch Engagement über den internen Betrieb hinaus und fühlen uns verpflichtet, sozial schwächer Gestellten zu helfen.

Da möchte ich auf unsere regelmäßige Spendentaler-Aktion verweisen, bei der ein Teil des Verkaufserlöses an einen guten Zweck zugunsten benachteiligter Kinder und Jugendlicher geht.

 

 

 

Die Fragen stellte 
Edith Billigmann.