POLCH. -edb- Gregor Adams sollte eigentlich kein Landwirt werden. Der Familienbetrieb hatte in seinem neun Jahre älteren Bruder bereits einen geeigneten Nachfolger gefunden. Für zwei war einfach kein Platz. Doch Gregor (42) ließ sich seinen Traumberuf nicht aus dem Kopf schlagen und lernte das, was er schon von Kindesbeinen an wollte: Landwirt.
Weitab vom elterlichen Betrieb absolvierte er seine Ausbildung und kehrte dann zurück. Neugierig auf Bewährtes und Neues, hielt er dabei die Augen auf und fand schließlich im Spargelanbau die Herausforderung fürs Maifeld. Was in der Süd- und Südwestlage Deutschlands möglich war, wollte er auch auf dem Maifeld erproben. Es hat funktioniert. Mittlerweile ist Familie Adams seit 18 Jahren im Spargel-Geschäft. Was als Hobby begann, hat sich auf dem Maifelder Regionalmarkt fest etabliert. „Mit dem ersten Spargel sind wir gar nicht bis zum Hofladen gekommen“, erinnert er sich. „Den haben wir direkt am Radwanderweg verkauft.“
Seitdem warten die Spargelliebhaber jedes Jahr ungeduldig auf den Saisonstart. Je nach Wetterlage kann der auf Ende März bis Anfang April fallen, manchmal sogar auch später. Dieses Jahr ist ein früher Zeitpunkt. Die Sonne hat bereits jetzt schon die Intensität erreicht, die dem Spargel das Signal gibt, auszutreiben. Für Familie Adams werden nun die Tage noch weniger planbar, als in der Landwirtschaft ohnehin üblich ist. Denn Spargel ist empfindlich. Überschreitet die Bodentemperatur an der Wurzel 21 Grad, müssen die Planen, die bisher für Wärme sorgten, runter oder „auf Weiß“ gedreht werden. „Der Spargel braucht für sein Wachstum gleichmäßige Wärme“, erklärt Gregor. Deshalb wird einmal am Tag die Temperatur gemessen und anhand der Wetterlage entschieden, welches Folienmanagement zum Einsatz kommt. Ist es dann soweit und der Spargel treibt aus, wird geerntet – bis zu zweimal täglich, und das per Handarbeit: Da sich der Spargel noch unter der Erde befindet, muss er zum Stechen vorsichtig freigelegt, die dabei entstandenen Löcher anschließend wieder mit Erde gefüllt und der Spargelkelle glatt gestrichen werden. Beim grünen Spargel ist die Ernte etwas leichter, da er ebenerdig wächst. „Seine grüne Farbe verdankt er ausschließlich der Tatsache, dass Spargel Chlorophyll bildet, sobald er mit Sonnenlicht in Kontakt kommt“, fügt Gregor hinzu.
Die Zeitspanne für die Spargelernte hält sich in überschaubaren Grenzen. Denn mit dem Johannistag ist am 24. Juni Schluss. „Ansonsten kann sich die Pflanze nicht erholen“, erläutert der Polcher Landwirt. „Sie braucht die Zeit, um Zucker in die Wurzel einlagern, um dann im nächsten Frühjahr wieder auszutreiben.“ Für Familie Adams hat dann erst einmal Ruhe vor dem Königsgemüse. Der nächste Einsatz wird erst gefahren, wenn die Pflanze verwelkt ist. Dann wird abgehäckselt. Erst zu Beginn des neuen Jahres geht es wieder los. Bis dahin widmet sich Familie Adams ihrem Hofbetrieb mit dem traditionellen Anbau von Kartoffeln und Zwiebeln und dem Hofladen, in dem seine Schwägerin Nadja (40) saisonales Obst und Gemüse sowie Regionalprodukte wie Honig, Wein und Liköre anbietet. „Der Spargelanbau ist unser Hobby“, schmunzelt Gregor. „Der landwirtschaftliche Betrieb ist unser Haupterwerb. Und da ist 365 Tage im Jahr Party.“ Für die Familie bleibt da wenig Zeit. Gerade da liegt aber für Gregor das Verführerische des Landwirtbberufs: „Für mich ist es Luxus, die Familie auch während der Arbeit erleben zu dürfen. Man kann Begeisterung für den Beruf vorleben.“ Das Ergebnis überzeugt: Bei Familie Adams wollen alle nur das eine: Landwirt werden.
Fotos: Billigmann