RENGSDORF -rro- Einmal im Jahr wartet auf die Rockfreunde Rengsdorf eine echte Mammut-Aufgabe – die Organisation und Durchführung ihres eigenen Festivals. Ohne das große Engagement und den tatkräftigen Einsatz der Vereinsmitglieder wäre das nicht möglich. AM WOCHENENDE sprach darüber mit Christoph Krämer, Vorsitzender des Vereins.
Nach dem Festival ist vor dem Festival
Kaum ist das Scheinwerferlicht erloschen, die Bühne abgebaut und der Waldfestplatz in Rengsdorf wieder so hergerichtet wie vor dem Festival beginnt auch schon die Planung für die nächste Runde des Rockfestivals. „Die Organisation benötigt im Grunde das ganze Jahr“, schildert Christoph Krämer. „Auch deshalb, weil wir nie völlig zufrieden sind und immer versuchen, das Festival noch weiter zu optimieren.“
Vom Thekenhelfer zum Vorsitzenden
Und der 33-Jährige weiß, wovon er spricht. Er selbst ist bereits seit 2002 ein echter Rockfreund. Vier Jahre später trat er dann in den Vorstand ein, bis er vor nun bereits zehn Jahren den Vereinsvorsitz übernommen hat. Eine Aufgabe, in die er sukzessive hineingewachsen ist. „Eltern von Freunden waren bereits in dem Verein aktiv – so habe auch ich einen Bezug dazu gewonnen“, erinnert sich Krämer. Als Thekenhelfer begann der gebürtige Rengsdorfer seine Arbeit für die Rockfreunde. Rolf Boden, der zu dieser Zeit den Vorsitz inne hatte und den Krämer heute als eine Art Mentor betrachtet, erkannte das Potenzial des jungen Mannes und bat ihn um Mitarbeit im Vorstand. Und der damals 17-Jährige sagte ohne Zögern zu.
Frischer Wind und echte Teamarbeit
Wo andere Vereine gerade im Bereich der administrativen Positionen regelrecht um Nachwuchs kämpfen müssen, bilden die Rockfreunde eine positive Ausnahme. Mit einem Altersdurchschnitt von Mitte 30 ist im Vorstand der Rengsdorfer an einen Ruhestand nicht zu denken.
Mit der Verjüngung der Vereinsführung bahnte sich auch ein Wechsel in der Ausrichtung des Festivals an. Was 1981 als Bluesfestivals begann, entwickelte sich immer mehr zu einem gestandenen Rockfestival mit mehr als 1000 Besuchern.
„Zum Glück erkennen die Leute an, dass auch kleinere Festivals ihren eigenen Charme haben“, freut sich Krämer. „Man ist einfach viel näher dran an den Bands – es ist nicht so kommerziell und der Kontakt zwischen Musikern und Publikum ist viel enger“, schwärmt er.
Damit die Umsetzung der Visionen funktionieren kann, ist echte Teamarbeit gefragt. Genau das ist es auch, was Christoph Krämer in seinem Ehrenamt motiviert – gemeinsame Erfolgserlebnisse schaffen.
„Es ist extrem wichtig, dass wir als Gruppe zusammenarbeiten“, sagt er. „Und was uns besonders stolz macht: Es kann funktionieren.“
Es gehe demokratisch zu und er könne sich auf seine Rockfreunde verlasse, erzählt der Vorsitzende. Mit seinem Umzug nach Mainz ist gerade das besonders wichtig geworden. Aber „das klappt erstaunlich gut“, freut sich der Rockfreund. „Wir können auf gute und motivierte Leute zurückgreifen“, sagt er und spricht dabei nicht nur vom Kern der Vereins, der aus derzeit 44 Mitgliedern besteht.
„Auch Freunde und Bekannte packen immer wieder mit an“ – und das generationenübergreifend. Bereits eine Woche vor Begin des Festivals legen die fleißigen Rockfreunde los und starten mit dem Aufbau und den Vorbereitungen für das Festival und den Campingbereich. Einige der Vereinsmitglieder nehmen sich dafür sogar extra Urlaub.
Ein Restrisiko bleibt immer
Einen Mitgliedsbeitrag gibt es bei den Rockfreunden übrigens nicht. „Seinen Beitrag leistet man ganz einfach durch seine Mithilfe“, erklärt der Vorsitzende. Das bedeutet aber auch, dass die Rockfreunde in jedem Jahr das volle Risiko für ihre Veranstaltung tragen. „Im Grunde leben wir von der Hand in den Mund“, räumt Krämer ein. „Wir planen eben mit dem, was wir zuvor verdient haben.“
Die Rockfreunde Rengsdorf bieten das volle Programm: von Nachwuchsbands bis zu echten Größen
Doch nach welchen Kriterien werden die Bands für das Festival gebucht? Einige der Vereinsmitglieder besuchen andere Festivals oder Konzerte, um passende Bands für die eigene Musikveranstaltung zu finden und zu engagieren. Hierin besteht auch eine zentrale Aufgabe von Krämer selbst, der für das Band-Booking und die Koordination rund um die Musiker zuständig ist. Dabei spielt auch der Backstage-Bereich des Festivals eine wichtige Rolle. Jedes Jahr geben sich die Rockfreunde dort besonders viel Mühe, einen Ort zu schaffen, an dem die engagierten Bands zwischen ihren Auftritten eine gute Zeit haben.
„Das hat einen nicht ganz unerheblich Einfluss“, weiß der Vereinschef. „Die Künstler sollen sich wohlfühlen – das spricht sich eben auch rum“, erklärt er. Da wundert es nicht, dass es den Rockfreunden gelungen ist, mit Kadavar wieder einmal eine echte Größe als Headliner zu engagieren. Die Berliner Band rockte bereits die Bühnen des bekannten Metal-Festivals in Wacken.
Eine weitere Besonderheit in diesem Jahr ist, dass sowohl am Festival-Freitag, 27. Juli, als auch am Samstag, 28. Juli, mit Motörhaze und Denny Purge regionale Bands auftreten. „Wir wollten eben auch Musikern aus der Umgebung eine Bühne bieten“, erklärt Krämer.Der Auftritt einer Band könnte jedoch das Aus für das Festival bedeuten.
„Wenn wir schaffen, dass Blind Guardian zum Festival kommen, dann haben wir alles erreicht und hören auf“, scherzt der Vorsitzende.
Das Rengsdorfer Rockfestival ist also nicht nur eine Veranstaltung für eingefleischte Rock- und Metal-Fans, sondern vor allem ein Beweis dafür, dass man mit Teamgeist und Engagement etwas schaffen kann.
Tickets für das Festival gibt es bei der ED Tankstelle Wolfgang Löcher in Rengsdorf, oder auf www.rockfreunde.de/ tickets/