COCHEM. -kat- Sie wähnten sich schon fast am Ziel und dann kam die große Enttäuschung. Die für den 21. Oktober anberaumte Bergung der historischen Dampflok ist abgesagt worden. Großflächige Ausgrabungsarbeiten konnten die „Rhein“ nicht zutage fördern. Für den Cochemer Bahnfan Horst Müller, der maßgeblich an ihrer Suche beteiligt war, platzt ein Lebenstraum.

„Wir waren uns so sicher“, sagt Müller im Gespräch mit AM WOCHENENDE zerknirscht. Auch Tage nach der gescheiterten Suche kann der Cochemer die Enttäuschung kaum in Worte fassen. Mehr als 30 Jahre suchten er und sein Freund Heinz-Peter Schmitz aus Landkern gemeinsam nach dem 20-Tonnen-Koloss.

Wie ein Puzzle setzten sie jeden Hinweis zusammen, erhielten schließlich Unterstützung von Prof. Bernhard Forkmann, einem Spezialisten in der Magnetometer-Technik. Der spricht, nach dem Abbruch der Sucharbeiten vergangene Woche von einem „Desaster“, denn auch er war sich sicher, das Juwel deutscher Bahngeschichte gefunden zu haben.

Am 14. Februar 1852 soll das Segelschiff „Stadt Koblenz“ die Dampflok von Karlsruhe nach Düsseldorf transportieren. Der Rhein führt an diesem Tag Hochwasser. Das Segelschiff gerät in einen heftigen Sturm, neigt sich zur Seite. In der Nähe von Germersheim verrutscht die 20 Tonnen schwere Fracht und versinkt schließlich im Rhein.
Unmittelbar nach dem Unglück gibt es zwei Bergungsversuche, beide scheitern.

Auf der Suche nach der Dampflok "Rhein"

Suche nach der Dampflok „Rhein“ – Zeittafel, auch aus Cochem-Zeller Sicht

1925 gibt es den vorerst letzten Rettungsversuch, initiiert für eine Eisenbahnausstellung. Das Vorhaben bleibt ebenso ohne Erfolg wie die zuvor.

1961, Horst Müller ist zwölf Jahre alt, liest der Cochemer in dem Buch „Zauber der Schiene“ erstmals einen Bericht über die verschollene Dampflok „Rhein“. Die Geschichte gerät aber wieder in Vergessenheit.

1987 beginnen Müller und sein Freund Heinz-Peter Schmitz aus Landkern mit der Suche nach dem Juwel. Unzählige Stunden verbringen sie in der Folge in Stadtarchiven und sammeln alle möglichen Details zum Untergang.

1989 lassen die Hobbyforscher den Bereich, in dem sie die „Rhein“ vermuten, mit einem Detektor untersuchen. Doch der Erfolg bleibt aus.

1993: Müller und Schmitz haben Kontakt zur Uni Freiberg in Sachsen aufgenommen. Dort gibt es einen Spezialisten in der Magnetometer-Technik: Prof. Bernhard Forkmann. In ihm finden die Eisenbahner ebenso einen Verbündeten wie im Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein.

Bis 2006 zieht es die Cochem-Zeller und den Fachmann aus Sachsen immer wieder zum möglichen Fundort nach Germersheim. Sie opfern Stunden ihrer Freizeit. Doch sie finden nichts.

2008 intensiviert Müller noch einmal seine Nachforschungen und findet schließlich den entscheidenden Hinweis auf eine Kiesbank, auf der die „Rhein“ fortan vermutet wird.

2009 ortet das Magnetfeld mutmaßlich erstmals die „Rhein“ an der Stelle. Bei Messungen in den Folgejahren werden die Hoffnungen, immer konkreter. 2016 sind sich alle Beteiligten sicher, das Objekt der Begierde gefunden zu haben.
Im August 2018 beginnen die Arbeiten an der Grabungsstelle. unter anderem wird ein zwei Meter hoher Steinwall im Rhein abgetragen, unter dem die Lok vermutet wird. 200 Tonnen Stahl kommen zum Einsatz, um den Fundort während der Bergung vor der Strömung des Rheins zu schützen. Die Bergung ist für den 21. Oktober geplant.

1. Oktober 2018: Das Flussbauunternehmen hat in den vergangenen Tagen eine Fläche von über 450 Quadratmetern bis zu einer Tiefe von neun Metern ausgebaggert – ohne Erfolg. Die Bergung wird abgesagt, der Rückbau der Baustelle beginnt.

 

Foto: Hommes