MÜLLENBACH. -kat- Mit explosiven Mischungen kennen sich Helmut Reuter und sein Team bestens aus. In diesem Jahr gab es für die Feuerwerker jedoch eine unberechenbare Größe: die trockene Witterung und der Respekt vor Flächenbränden. AM WOCHENENDE sprach mit dem Unternehmer über eine schwierige Saison mit vielen neuen Erfahrungen.

Wo er auftaucht, gibt es Schaulustige. Hunderte. Tausende. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist er der Meister des Feuerwerks. Von privaten Festen bis zu Großveranstaltungen sorgt Helmut Reuter für Glanzpunkte.

Doch an eine Saison wie in diesem Jahr kann er sich nicht erinnern. Natürlich habe es auch schon einmal Absagen gegeben, erzählt der Müllenbacher. An eine in den 70er Jahren kann er sich erinnern. Oder auch an eine Situation in Traben-Trarbach Mitte der 80er. Da wollten die Veranstalter die Schau ebenfalls wegen der Brandgefahr canceln. „Das war um 14 Uhr an einem Samstag. Um 15 Uhr war schon ein anderer Abschussort gefunden“, erzählt er. Doch so viele Ausfälle wie in diesem Jahr gab es noch nie. Drei davon hat Reuter selbst befürwortet. „Wir haben als Unternehmer ein Verantwortungsbewusstsein. Wir schießen nicht auf Teufel komm raus“, betont er. Ein Beispiel: In Freilingen fiel die Pyroshow zum 50. Strandfest am Postweiher ins Wasser. „Dort hätten wir aus dem Wald heraus abschießen müssen“, so Reuter.

Zu gefährlich, lautete das einheitliche Votum von Veranstalter und Feuerwerkern. Auch in Altenahr und Alken gab es keine Alternative zur Absage. Beide Shows sollten von beziehungsweise in der Nähe von Burgen aus abgeschossen werden.

„Dort gibt es keinen Fahrweg, der im Fall der Fälle für Einsatzfahrzeuge breit genug gewesen wäre.“ Beide Male musste daher ein kurzfristiger Ausfall hingenommen werden.

Die meisten Absagen für das Unternehmen Steffes-Ollig gab es jedoch in der Verbandsgemeinde Cochem. Poltersdorf, Mesenich, Bruttig-Fankel und Cochem selbst. Innerhalb von fünf Wochen vier geplatzte Shows und wenig Bereitschaft zu Kompromissen – für die Müllenbacher zumindest temporär ein Totalausfall, denn: „Wir haben den Veranstaltern keinen Cent berechnet“, sagt Margit Reuter.

Die Ausgangssituation in diesem Jahr war fast immer die gleiche: Durch die anhaltende Trockenheit stieg die Waldbrandgefahr. Fünf Stufen gibt es. „Ab der vierten Stufe geht nichts mehr“, erklärte Wolfgang Lambertz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Cochem, im Vorfeld des Cochemer Weinfestes gegenüber AM WOCHENENDE. Ab diesem Zeitpunkt gab es für die Verantwortlichen in der Cochemer Verbandsgemeinde keine Diskussionen mehr darüber, ob ein Feuerwerk gezündet werden darf oder nicht.

Generell liegt die Risikoeinschätzung im Ermessensspielraum der Behörden, der Feuerwehr und der Veranstalter. Selbst Helmut Reuter vom Feuerwerksunternehmen Steffes-Ollig sagt: „Ein Restrisiko besteht immer.“ Das sei beim Ausgangsprodukt von Pyroshows ganz logisch. Daher gehörten Feuerwerkskörper ab einer bestimmten Kategorie auch nur in fachmännische Hände. Und natürlich gebe es viele Präventivmaßnahmen.

 

Müllenbacher Feuerwerker

Feuerwehr stellte sich auf höheres Risiko ein

So verlegte die Steffes-Ollig-Crew die Abschussrampe des „Rhein in Flammen“-Spektakels in St. Goar zum Beispiel komplett auf den Rhein. „Man kann vieles im Voraus klären, aber man muss es auch wollen“, sagt der Firmenchef.

Bei ihrer Risikoabschätzung hätten die einzelnen Kommunen in diesem Jahr durchaus unterschiedliche Konsequenzen gezogen. So fand etwa das Feuerwerk zum Burgenfest in Manderscheid ganz ohne vorherige Diskussionen statt, „obwohl sich rund um die Burg jede Menge Wald befindet“, berichtet Reuter. Der Veranstalter und die Freiwillige Feuerwehr nutze dort jedoch schon immer das Wasser eines nahe gelegenen Wasserfalles, um aufkommende Funken schnell im Keim zu ersticken.

Auch beim „Fest der 1000 Lichter“ in Andernach stellte ein Hang mit Gehölz in der Nähe des Feuerwerkes keinen Hinderungsgrund für den Abschuss dar. „Die Feuerwehr hat den Hang in Sektionen eingeteilt“, so der mehrfache Feuerwerksweltmeister. Die Einsatzkräfte hatten das Gebiet unter sich aufgeteilt, um im Brandfall schnell eingreifen zu können.

Doch lediglich bei einem Feuerwerk der Firma Steffes-Ollig war wirklich der Einsatz der Feuerwehr gefragt, und zwar in Ernst. Hier fingen die Büsche in einem nahe gelegenen Hang Feuer. Der Brand war schnell unter Kontrolle, die Behörden jedoch anschließend noch vorsichtiger als zuvor.

Nach Poltersdorf, Mesenich und Bruttig-Fankel wurde daher auch das Cochemer Feuerwerk abgesagt. Ausgerechnet das, was Helmut Reuter und seiner Familie persönlich am Herzen liegt. Schließlich zündete sein Vater dort das erste Feuerwerk des Unternehmens. Dass gerade diese Pyroshow nicht stattfand, schmerzte, zumal es einen „Plan B“ beziehungsweise einen „Plan auf Nummer sicher“ gab.

So sollten die Batterien lediglich von der Mosel und der Brücke aus abgefeuert werden, nicht jedoch von der Burg. Die Verantwortlichen der Stadt entschieden sich dennoch dagegen. Einen kleinen Trost gibt es für das Steffes Ollig-Team jedoch: Zumindest in Cochem soll das Feuerwerk nachgeholt werden. Der genaue Termin steht jedoch noch nicht fest.

30 000 € Ausfall für Feuerwerker
durch Absagen

Auf den Vorbereitungen und Kosten für die anderen ausgefallenen Feuerwerke bleibt Reuter allerdings sitzen. Auf rund 30 000 € beziffert er den Ausfall (inklusive Cochem), den er niemandem in Rechnung stellen wird.

„Dafür arbeiten wir schon seit langem zu vertrauensvoll mit den Veranstaltern zusammen“, betont Ehefrau Margit Reuter.

Wenngleich sich die Unternehmer teilweise gewünscht hätten, in die Planungen und Besprechungen vor den Absagen mehr einbezogen worden zu sein. Doch was nützt es, über Zurückliegendes nachzudenken? Eigentlich nichts, findet das Steffes Ollig-Team. Und so gilt es, sich auf die kommenden Aufgaben zu konzentrieren. Dazu zählen unter anderem Weihnachten und auch Silvester. Die Trockenheit dürfte dann keine Rolle mehr spielen…