VORDEREIFEL/NACHTSHEIM. -edb- Es klingt wie ein Weckruf, ist aber ein dringender Appell. Die Verbandsgemeinde Vordereifel wirbt für den Erhalt der kleinen Bäckereien.

In einer beispiellosen Aktion machen sich Bürgermeister Alfred Schomisch und Wirtschaftsförderin Anna Jütte stark für den Erhalt der in der Vordereifel noch ansässigen Bäcker-Betriebe. „Fünf sind es noch von ehemals 15 vor etwa 20 Jahren“, erläutert Oberinspektorin Anna Jütte, die vor allem in der demografischen Entwicklung und einem unreflektierten Einkaufsverhalten die ausschlaggebenden Gründe sieht.

Die Verbandsgemeinde Vordereifel mit 16 400 Einwohnern ist geprägt von der ländlichen Struktur mit einer überalternden Gesellschaft, der ein stärkerer Zuzug junger Leute durchaus gut tun würde. „Unsere Vordereifel hat Lebensqualität“, sagt Anna Jütte.

„Wer Kinder hat, naturverbunden ist oder den stressfreien Ausgleich zum beruflichen Alltag sucht, ist hier gut aufgehoben.“

Sie selbst hat ihren Heimatort Baar nie verlassen. „Ich weiß meinen Wohnort zu schätzen“, sagt sie und rührt für dieses Lebensgefühl kräftig die Werbetrommel. Dazu gehöre auch, dass man möglichst dort kaufe, wo man lebe. „Grundsätzlich geht es um die Bestandspflege aller hier ansässigen Betriebe“, betont sie.

Ihre Reise haben Jütte und Schomisch in Nachtsheim begonnen. Dort ist die Bäckerei-Konditorei Engels ansässig, hinter deren Ladentür sich allerdings mehr verbirgt: Denn die Eheleute Engels hatten sich vor 25 Jahren für die Einbindung eines „Tante-Emma-Ladens“ entschieden. Und den gibt es noch heute – mit frischen Wurst- und Fleischwaren, Konserven, Eiern, Süßigkeiten bis hin zu Obst- und Gemüse. Selbst Briefmarken oder die Abhebung von Bargeld ist hier möglich.

„Wir müssen umdenken, wenn wir die kleinen Betriebe erhalten wollen“, warnt Jütte und hat bereits die Kollegen mit auf den Weg genommen.

Und es scheint zu funktionieren. Denn vor gut zwei Wochen hat sich die Verbandsgemeindeverwaltung in die Verkaufstour zweier Bäcker aus der Vordereifel aufnehmen lassen. Erste Erfolge sind sichtbar. Wenn mittwochs und donnerstags der Bäcker auf Rädern anrollt, stehen Kollegen schon Schlange.

Gemeinsam mit Bürgermeister Alfred Schomisch hat sich Anna Jütte aufgemacht und eine Werbeaktion für die kleinen Betriebe ins Leben gerufen, um denen den Rücken zu stärken, die noch in der Vordereifel ansässig sind. Dazu gehört auch die Bäckerei Engels in Nachtsheim, die erstmals 1956 ihre Pforten öffnete und nun seit nahezu 25 Jahren vom dritten Firmeninhaber, Helga und Werner Engels, geführt wird.

Bäckerein in der Vordereifel

Im nächsten Jahr kann die Nachtsheimer Bäckerei-Konditorei ihr 25-jähriges Bestehen feiern. „Wir haben diesen Schritt in die Selbstständigkeit keine Minute lang bereut,“ betonen Helga und Werner Engels übereinstimmend.

 

Wie alles begann

Die Räumlichkeiten der Bäckerei waren den Eheleuten Helga und Werner Engels bei der Übernahme im Jahr 1994 nicht fremd. Helga belieferte bereits seit acht Jahren samstags mit dem Verkaufswagen die nahe gelegenen Ortschaften mit frischen Backwaren. Werner Engels stieß 1990 als Geselle zu der damaligen Bäckerei Scheid hinzu. „Nach zwei Jahren Schichtbetrieb in einem großen Industrieunternehmen führte mich diese Bäckerei zu meinem erlernten Beruf zurück“, erzählt Engels. „Und ich habe es bis heute nicht bereut, dieses kreative Traditionshandwerk ausführen zu dürfen. Ich bin Bäcker mit Leib und Seele.“

Von A bis Z

Als der damalige Bäckermeister Scheid aus gesundheitlichen Gründen den Betrieb nach nur fünf Jahren wieder schließen musste, starteten Helga und Werner Engels nach knapper Umbauphase in die Selbstständigkeit.

Doch hinter der Bäckerei-Konditorei Engels verbirgt sich mehr, als der Name verspricht: Im angegliederten „Tante-Emma-Laden“ gibt es alles, was das Herz begehrt, angefangen bei Wurst- und Fleischwaren eines regionalen Lieferanten, über Konserven, Eier, Süßigkeiten bis hin zu frischem Obst- und Gemüse. Selbst Briefmarken oder die Abhebung von Bargeld bis zu einem Wert von 250 € ist hier möglich.

 

Bäckereien in der Vordereifel

Sogenannte „Langzeitbrötchen“ mit weniger Hefeanteil als üblich, dafür längeren Ruhezeiten vor dem Backen machen den besonderen Geschmack aus.

 

Tradition und Handwerk

Das Hauptaugenmerk liegt aber auf den Backwaren mit standardmäßig 12 verschiedenen Sorten Brot, 8 Sorten Brötchen und 12 verschiedenen Sorten an Teilchen. Zusätzlich werden hier noch die sogenannten Saisongebäcke passend zur Jahreszeit angeboten. Womit Werner Engels geschmacklich bei seinen Kunden punkten kann, sind seine sogenannten Langzeitbrötchen, die mit weniger Hefeanteil als üblich hergestellt werden, dafür aber längere Ruhezeiten vor dem Backen haben.

Aber ganz besonders stolz ist der Bäckermeister auf sein Roggenmischbrot ohne chemische Zusatzstoffe, dafür mit seinem selbst hergestellten Sauerteig nach einer bewährten Rezeptur in der dritten Epoche.

„Wir backen unser gesamtes Sortiment nach traditionellen Rezepturen in wirklicher Handarbeit, so wie es schon zu Zeiten der Ersteröffnung gehandhabt wurde.“

„Außerdem verwenden wir, wo immer es geht, hochwertige und natürliche regionale Rohstoffe, wie hier, nur beispielhaft aufzuführen, die Eier aus Kürrenberg.“

Klare Aufgabenteilung in den Bäckerein

Die Bäckerei Engels ist ein Kleinbetrieb mit neun Mitarbeitern und einer klaren Aufgabenteilung. Werner Engels leitet die Backstube, seiner Ehefrau Helga obliegt die Verantwortung für die Büroarbeiten und die Einteilung der Bestellungen bzw. Auslieferungen. Darüber hinaus spielt die Ausbildung junger Menschen zu guten Fachkräften seit jeher eine große Rolle. So bildet die Bäckerei in der Regel immer einen Auszubildenden im Rhythmus von drei Jahren aus.

 

Fotos: VG Vordereifel