WEIBERN. -rro- . . . könnte es Christian Kaiser schaffen, wenn er nur wollte. Denn die Qualifikation dazu hat der 33-Jährige aus Weibern seit dem Ironman in Frankfurt schon in der Tasche. Wenn da nicht die Familienplanung wäre. Der Ironman auf Hawai gilt als der härteste aller Langdistanzen-Marathons: 3,86 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und 42,195 Kilometer laufen. Eine extreme sportliche Herausforderung. Der ambitionierte Triathlet Christian Kaiser stellte sich dieser Aufgabe zuletzt erfolgreich beim Ironman Frankfurt – den Europameisterschaften der Langdistanz.

Großer Einsatz 
ohne Verzicht

20 bis 25 Trainingsstunden reißt Christian Kaiser pro Woche runter – und das neben einem Vollzeitjob als Polizist und seiner Rolle als Ehemann und Vater einer kleinen Tochter. Sich für die intensiven Einheiten zu motivieren, fällt dem Sportler jedoch nicht schwer:

„Das Training macht mir einfach Spaß. Aufs Jahr gerechnet, habe ich vielleicht drei Einheiten, zu denen ich keine Lust habe“, sagt Kaiser. „Es verschafft mir eine innere Zufriedenheit und Ausgeglichenheit.“

Auch wenn seine Frau fest hinter ihm steht und ihn bei seinen Zielen unterstützt, so ist Kaiser auch immer wieder mit Stimmen konfrontiert, die seinen Einsatz für den sportlichen Erfolg nicht nachvollziehen können. „Natürlich ist es ein Balanceakt, Familie, Freunde, den Sport und Beruf unter einen Hut zu bekommen“, räumt er ein. „Aber wenn mich Menschen fragen, ob ich durch das zeitintensive Training etwas verpasse, dann kann ich ganz klar sagen: Ich verpasse nichts. Im Gegenteil. Ich sehe den Sport als eine große Bereicherung für mein Leben an.“ Am Wochenende feiern zu gehen beispielsweise, wie es vielleicht andere seines Alters tun, sei nicht sein Ding. „Nicht, dass ich das schlimm fände, es gibt mir nur einfach nichts“, erklärt er.

„Da sitze ich lieber morgens um sechs auf dem Rad und genieße den Sonnenaufgang“.

Dabei investiert der 33-Jährige jedoch nicht nur viel Zeit in seinen Sport, sondern auch Geld. „Leider ist es nicht ganz einfach, Sponsoren zu finden“, bedauert der Triathlet. Zwar habe er die Laufräder vom Leeze, einem Hersteller aus Münster, zu Verfügung gestellt bekommen und könne vor allem im Winter und bei schlechten Wetterbedingungen auf die lokale Unterstützung des Mayener Fitnessstudios „Vulkan Sports“ zurückgreifen. Dennoch stellen Startgelder, Anreise und Unterkunft bei den Wettkämpfen, Trainings- und Wettkampfequipment eine nicht unerhebliche finanzielle Belastung dar.

Christian Kaiser Triathlon

Schritt für Schritt
zum Ironman

Christians Kaisers sportliche Wurzeln liegen nicht, wie man etwa vermuten könnte, in einer der Teildisziplinen des Triathlons. In seiner Jugend war er als Judoka aktiv und erst 2009 brachte ihn ein Freund zum Triathlon. Sukzessive arbeitete sich der Sportler dann von der Sprintdistanz über die Olympische- und Mittelstrecke bis zur Königsdisziplin, dem Ironman, vor.

Seinen ersten Wettkampf in dieser Langstreckendistanz bestritt er vor vier Jahren im fränkischen Roth. „Von da an habe ich mich Jahr für Jahr weiterentwickelt“, stellt Kaiser fest. Er hatte Blut geleckt. Denn die Erkenntnis, in der Lage zu sein, einen solchen Wettkampf erfolgreich zu bestreiten, prägte den Triathleten für die Folgejahre und spornte ihn noch mehr an. „Jetzt will ich’s wirklich wissen“, war der entscheidende Gedanke nach seinem Debüt auf dieser Strecke.

Der Erfolg beginnt 
im Kopf

Doch was ist es genau, das den 33-Jährigen antreibt? „Neben dem Spaß an der Sache selbst bringt dieser Sport einfach sehr viele Vorteile für mich“, erklärt Kaiser. „Ich bin unabhängig von festen Trainingszeiten, was mir eine gewisse Flexibilität ermöglicht“, sagt er. „Ich kann alleine, aber auch in der Gruppe trainieren und das zu großen Teilen an der frischen Luft.“ Das ist aber nicht alles. Kaiser ist ein Stratege. Jemand, der seinen Sport analytisch und durchdacht angeht.

„Mich fasziniert einfach zu beobachten, wie gezielte Trainingsreize dazu führen, von Tag zu Tag, von Woche zu Woche und von Monat zu Monat leistungsstärker zu werden, bis man am Tag des Rennens dann seine Höchstleistung abrufen kann“, schildert der Sportler.

Und dabei überlässt er nichts dem Zufall. Ein Trainer steht ihm allerdings nicht zur Seite – Christian Kaiser ist sein eigener Coach. „Mit jeder Einheit, die ich absolviere, weiß ich genau, was ich tue“, erklärt der 33-Jährige und weist auf einen, für ihn entscheidenden Punkt hin: „Man muss das Ganze strategisch angehen – alles andere ist Zeitverschwendung.“
Damit auch andere ambitionierte Ausdauersportler keine Zeit verschwenden, gibt Christian Kaiser sein Wissen und seine Erfahrungen als Trainer im Rahmen eines Nebengewerbes, weiter.

. . . und im Magen

Eine optimale Weiterentwicklung besteht für den Athleten deshalb auch nicht alleine in gut strukturierten Sporteinheiten, sondern in der Kombination aus Training, Ernährung und Regeneration. So verzichtet der Sportler ganz bewusst auf Industriezucker und verarbeitete Lebensmittel – er isst clean. Sein Wissen über Trainings- und Ernährungslehre hat er sich in vielen Fortbildungen angeeignet. Doch all das Wissen nützt nichts, ohne die richtige Haltung – und die beginnt im Kopf. „Wenn man kein Ziel hat und nicht an sich glaubt, funktioniert das nicht“, sagt Kaiser.

Christian Kaiser Triathlon

Für Christian Kaiser heißt es Elternzeit statt Hawaii

Sein Ziel bei der Teilnahme am Ironman Frankfurt war die Qualifikation für die Weltmeisterschaften im Langstrecken-Triathlon auf Hawaii – und das, obwohl er schon an der Startlinie wusste, dass er bei der WM nicht antreten würde. „Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund“, erzählt der Athlet. „Ich werde im Oktober zum zweiten Mal Vater und werde deshalb die kommenden zwei Jahre in Elternzeit zu Hause bleiben. Da kommt eine Teilnahme auf Hawaii nicht in Frage.“

Doch das bedeutet keinesfalls, dass Kaiser in dieser Zeit nicht auch weiterhin trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen will. „2019 werde ich nicht auf den Langdistanzen starten. Dadurch brauche ich auch nicht ganz so lange Trainingseinheiten“, erklärt der Sportler.

Ein konkretes Ziel hat er aber bereits jetzt vor Augen: „Ich will mich im Juni nächsten Jahres beim Rennen in Kraichgau für die Ironman 70.3 Weltmeisterschaft in Nizza qualifizieren.“ So ganz ohne seinen Sport geht es für Kaiser nämlich nicht und „ im Prinzip ist es auch kein Problem mit weniger Zeit qualitativ auf einem hohen Niveau weiter zu trainieren“, sagt er. D as hält ihm auch die Möglichkeit offen, nach der Elternzeit noch einmal auf der Langstrecke anzugreifen und sich doch noch den Traum von einem Start beim Ironman Hawaii zu erfüllen.

 

Sprintdistanz: 500 m Schwimmen, 20 km Radfahren, 5 km Laufen
Olympische Distanz: 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen
Mittelstrecke: 2 km Schwimmen, 90 km Radfahren, 21,1 km Laufen
Ironman: 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,195 km Laufen

Weitere Infos zu Christian Kaiser gibt es auf www.chriskaiser-
personaltraining.de.