ANDERNACH. -rro- Der Mörder wohnt nur eine Straße weiter, die Kripo ermittelt in der eigenen Heimatstadt – Regional-Krimis liegen voll im Trend. Und das nicht nur auf den flimmernden Bildschirmen der deutschen TV-Zuschauer. Auch Krimi-Romane, die das Lokalkolorit gezielt als Rahmen der Handlung nutzen, erfreuen sich großer Beliebtheit. Das hat auch Gabriele Keiser erkannt und lässt ihre Protagonistin – Kriminalkommissarin Franca Mazzari – an Rhein und Mosel ermitteln. In ihrem aktuellen Buch, dem bereits sechsten Krimi der Serie, schlägt der Täter in Bad Breisig zu. Doch die Spuren des Verbrechens führen die Ermittlerin auch nach in die Bäckerjungenstadt Andernach.

Gabriele Keiser ist es wichtig zu wissen, wovon sie spricht, und noch wichtiger, worüber sie schreibt. Das ist einer der Gründe, warum sich die Andernacher Autorin dafür entschieden hat, ihre Kriminalfälle in einer Region spielen zu lassen, in der sie eine Heimat gefunden hat.

„Irgendwo muss es ja passieren“, formuliert Gabriele Keiser ganz pragmatisch. „Und es hat so viele Vorteile, über das zu schreiben, was man kennt“, sagt sie.

So führt der aktuelle Fall im Roman „Kaltnacht“ die Hauptprotagonistin und Kriminalkommissarin der Kripo Koblenz, Franca Mazzari, nach Bad Breisig. Dort wurde ein deutsch-türkisches Ehepaar im eigenen Haus ermordet. Von ihrem Sohn fehlt zunächst jede Spur. Die Ermittlungen bringen die Kommissarin dann auch nach Andernach – in den Schlossgarten, zum Bollwerk oder auch in die Rheinanlagen.

Zwischen Fiktion
und Wirklichkeit

Aber nicht nur die realen Orte schaffen eine authentische Verbindung zwischen Region und Krimi. Auch aktuelles Zeitgeschehen und Geschichte bilden eine Brücke zwischen Fiktion und Wirklichkeit.

„Ich versuche Bezüge zu realen Geschehnissen herzustellen“, erklärt die Wahl-Andernacherin.

„So kann ich die Protagonisten beispielsweise über den Andernacher ‚Taximord‘ sprechen lassen.“

Lesern aus der Region bietet das eine unmittelbare Rückbindung an wahre Begebenheiten, die sich in ihrer Heimat zugetragen haben. Das macht eine Recherche vor Ort für die Krimi-Autorin nicht nur unerlässlich, sondern besonders wichtig.

Gabriele Keiser, Krimiautorin aus Andernach

 

Das Motiv ist das,
was zählt

Neben dem Schreiben selbst ist diese Arbeit etwas, das Gabriele Keiser begeistert. „Recherche macht total Spaß, das mache ich viel und gerne“, erzählt die Autorin. Und dabei geht es nicht alleine um die örtlichen Bezüge.

„Ich schreibe keine Sachbücher, aber das, was ich schreibe, soll plausibel sein“, erklärt sie. „Ich möchte Wissen vermitteln – und das ohne erhobenen Zeigefinger.“

Die Krimi-Autorin wünscht sich, dass ihre Leser durch ihre Bücher ein klein wenig schlauer werden, sagt sie augenzwinkernd. Aus diesem Grund holt sie sich auch gerne Rat bei Kriminalisten aus dem echten Leben – ob bei der Polizei, dem ehemaligen Leiter der Spurensicherung oder beim Experten für Profiling – die Autorin hat sich ein gutes Expertennetzwerk aufgebaut.

„Das W a r u m spielt eine wichtige Rolle. Das ist es, was mich interessiert und was viel spannender ist als das W i e bei einem Mordfall“, erklärt Gabriele Keiser. Sie ist gefesselt von den Beweggründen eines Täters – das Motiv steht für sie im Vordergrund.

Inspirationen aus
dem wahren Leben

Doch woher nimmt die Schreiberin ihre Ideen? „Ein ganz gewöhnlicher Mord ist nicht so prickelnd“, sagt sie. Für ihre Werke braucht es ein Szenario, bei dem sie falsche Fährten legen kann, bevor dem Leser die Lösung des Falls präsentiert wird. Dafür lässt sie sich gerne auch von realen Verbrechen inspirieren, liest zahlreiche Werke über Profiling und recherchiert Fälle aus vergangenen Tagen.

Zur Ermittlerin der Krimiserie hat die Autorin im Laufe der Zeit ein persönliches Verhältnis entwickelt. Nicht zuletzt, weil „ihre Franca“ durchaus ein Stück weit Alter Ego der Autorin selbst ist. „Zumindest entsprechen ihre Ansichten im Großen und Ganzen auch meinen“, räumt sie ein.

Gabriele Keiser Krimiautorin aus Andernach

 

Alle zwei Jahre 
wird gemordet

Ihren ersten Roman veröffentlichte die Andernacherin bereits 1998. „Geschrieben habe ich eigentlich schon immer – auch als Kind“, erinnert sie sich. Für ihr Erstlingswerk brauchte sie dann aber ganze zehn Jahre. Und das aus einem einfachen Grund: „Dazwischen habe ich eben gelebt“, sagt Gabriele Keiser – deren bürgerlicher Name Korn-Steinmetz lautet. „Keiser ist nur das Pseudonym, unter dem ich schreibe“, erzählt sie. Doch ganz frei erfunden ist der Name mit der eher ungewöhnlichen Schreibweise nicht – es ist der Mädchenname ihrer Mutter.

Ihr Schreiben und die Kreativität in geordnete Bahnen zu lenken, das musste die Autorin erst einmal lernen. „Einfach drauf losschreiben – da verzettelt man sich“, räumt sie ein. So hat sie zwar immer einen Notizblock dabei, um richtig zu arbeiten „brauche ich aber einen Schreibtisch und einen feststehenden Computer“, erklärt sie.

Mittlerweile veröffentlicht die Autorin etwa alle zwei Jahre einen neuen Krimi – und auch das nächste Projekt steht schon in den Startlöchern und soll im kommenden Jahr erscheinen. Darin verschlägt es Kriminalkommissarin Mazzari an die Ahr, genau gesagt nach Bad Neuenahr. Dort wird ein Kriminalfall rund um eine Weinkönigin die Leser in ihren Bann ziehen – so viel sei schon jetzt verraten.

Wer mit sich mit Gabriele Keiser auf die Spurensuche begeben will und die Andernacher Schauplätze ihres Krimis „Kaltnacht“ besuchen möchte, kann dies das nächste Mal am 25. August (11 Uhr) tun. Dann bietet die Autorin einen weiteren Krimispaziergang an. Treffpunkt ist vor dem Mariendom.

 

Fotos: Seydel / Röder