OCHTENDUNG -edb- Vor drei Wochen noch wollte Justin Kurnaz eine Auszeit bei der Jugendfeuerwehr nehmen. Doch das ist heute kein Thema mehr. In der Nacht vom 9. auf den 10. Februar wurde der 15-Jährige aus Ochtendung zum Lebensretter seiner 94-jährigen Nachbarin: Weil er nachts einen eindringlichen Piepston hört, wird er aufmerksam und weckt seine Mutter Rebekka. Gemeinsam gehen sie zum Nachbarhaus, aus dem der Rauchmelder Alarm schlägt. Aus dem gekippten Fenster riecht es nach Chemie. Ein Zugang zur Wohnung ist nicht möglich. Mit Rufen und genauen Anweisungen leiten Sohn und Mutter die 94-Jährige zur Haustür. Als sie endlich öffnet, schlägt den beiden schon schwarzer Qualm entgegen. Derweil hat Justin die Feuerwehr alarmiert.

Da hat einer alles richtig gemacht meinen die Beamten der Mayener Polizei, wenn sie an die Rettungstat von Justin Kurnaz denken. Seine 94-Jährige hatte nach eigenen Angaben mit einer Heizdecke das Bett schon mal anwärmen wollen. Doch als sie wenig später ins Schlafzimmer kam, standen Matratze und Bettzeug in Flammen. Gretel Paetz rettete sich ein Stockwerk tiefer in die Küche und versuchte, von dort aus per Telefon Hilfe anzufordern. Doch das funktionierte nicht mehr.

In letzter Minute

„Die alte Dame hatte auf dem Kopf verschmorte Bettfedern. Hände und selbst die Zunge waren schwarz“, erzählt Justins Mutter Rebekka (32), die gemeinsam mit ihrem Sohn die 94-jährige Ochtendungerin per Anweisung durch das gekippte Fenster Richtung Wohnungstür geleitet hatte.

Nur unter Atemschutz konnte die Feuerwehr in das rauchgefüllte Obergeschoss eindringen und das Feuer, das mittlerweile das ganze Schlafzimmer erfasst hatte, löschen.

Nummer im Kopf

Uwe Mayer (rechts), Wehrführer des Löschzugs Ochtendung und stellvertretender Wehrleiter der Verbandsgemeinde Maifeld, weiß, wovon er spricht. Bereits dreimal rückte die Feuerwehr wegen Rauchalarm aus. Im Bild: Gemeinsam mit Justin Kurnaz wird ein Rauchmelder geprüft.„Wie man einen Notruf absetzt, hatte ich oft in der Gruppenstunde geübt“, erzählt Justin, der die Realschule in Mülheim-Kärlich besucht und seit vier Jahren der Jugendfeuerwehr angehört.

Sein Vorhaben, seine Mitgliedschaft bis zum Eintritt in die aktive Freiwillige Feuerwehr ruhen zu lassen, hat er mittlerweile über Bord geworfen. „Ich bin dankbar, dass ich bereits Erfahrungen gesammelt hatte und wusste, worauf es ankam“, sagt er nun.

Allzu lange wird er auf die nächsten Einsätze nicht warten müssen. Mit 16 Jahren wird er mit der entsprechenden Feuerwehrausrüstung ausgestattet. Dann ist sein Engagement ohnehin gefragt.

„Rauchmelder können Leben retten.“ Uwe Mayer (rechts), Wehrführer des Löschzugs Ochtendung und stellvertretender Wehrleiter der Verbandsgemeinde Maifeld, weiß, wovon er spricht. Bereits dreimal rückte die Feuerwehr wegen Rauchalarm aus.

Mein Lebensretter

„Er ist jetzt mein bester Nachbar“, sagt Gretel Paetz über ihren Lebensretter, den 15-jährigen Justin Kurnaz. ⋌Noch kann die 94-Jährige nicht zurück in die eigenen vier Wände. „Erst muss der Ruß entfernt werden“, sagt sie beim Kurzbesuch in der Schützenstraße in OchtendungFür Gretel Paetz ist Justin schon jetzt „der beste Nachbar“.

„Er ist mein Lebensretter“, gibt sie sich sichtlich gerührt, als sich die beiden bei einem Kurzbesuch in der Schützenstraße treffen.

Die persönliche Danksagung hätte ihr sehr am Herzen gelegen. Ihr Haus ist derzeit nicht bewohnbar. Jetzt wartet die 94-Jährige, die mittlerweile wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde, darauf, dass die Wände rußfrei werden. Denn sie will auf jeden Fall wieder zurück.

Ein persönliches Dankeschön gab es auch von den Mayener Kripobeamten. Justins umsichtiges und konsequentes Verhalten hatte sie sichtlich beeindruckt.

„Er ist jetzt mein bester Nachbar“, sagt Gretel Paetz über ihren Lebensretter, den 15-jährigen Justin Kurnaz. Noch kann die 94-Jährige nicht zurück in die eigenen vier Wände. „Erst muss der Ruß entfernt werden“, sagt sie beim Kurzbesuch in der Schützenstraße in Ochtendung.

 

Rauchmelder können Leben retten

Polizei und Feuerwehr sind sich einig: Rauchmelder können Leben retten. „Sie müssen intakt und mehrfach verbaut sein“, erklärt hierzu der Wehrführer des Löschzugs Ochtendung, Uwe Mayer. Dabei könne man sich zwischen Rauchmeldern mit 10-jähriger Lebensdauer und weniger entscheiden. Bei Letzteren müsse unbedingt darauf geachtet werden, dass einmal im Jahr die Batterien ausgetauscht werden.

Insgesamt sei das System zwar einfach, aber genial: „Rauchmelder schlagen Alarm, sobald sie eine geringe Konzentration an Rauch registrieren. Am weitesten verbreitet ist bei uns der foto-optische Rauchmelder. Eine Diode, die in der Rauchkammer eingesetzt ist, gibt einen kontinuierlichen Infrarotstrahl ab. Wird dieser Lichtstrahl durch Rauchpartikel gebrochen, trifft der Infrarotstrahl einen Sensor, der den akustischen Alarm auslöst.“

Uwe Mayer ist Wehrführer des Löschzugs Ochtendung und stellvertretender Wehrleiter der Verbandsgemeinde Maifeld. Für Fragen zur Feuerwehr steht er gerne zur Verfügung (02625) 73 51.

 

Fotos: Billigmann