KASTELLAUN. -com- Jedes Jahr am ersten Augustwochenende, wenn im Hunsrück bunte Strahler den Himmel erhellen und Bässe den Boden zum Beben bringen, dann ist es wieder so weit: Das Nature One-Land öffnet seine Toren. In diesem Jahr kamen die Raver unter dem Motto „we call it home“ („Wir nennen es Zuhause“) in ihre „Heimat“ zurück. Dabei gab es neben einer Überraschungsnachricht, leider auch wieder die Schattenseite der Exzesse zu spüren.

56 000 Raver haben in diesem Jahr auf der Raketenbasis Pydna mit über 350 internationalen DJs auf 23 Bühnen gefeiert. Motto der diesjährigen Nature One war „we call it home“ und traf damit den Nerv der Raver. Veranstalter Oliver Vordemvenne hatte im Vorfeld schon oft von Besuchern gehört und auf den Social Media-Kanälen gelesen, dass die Nature One-Fans bei der Anreise in den Hunsrück und auf das Camping- bzw. Festivalgelände das Gefühl haben nach Hause zu kommen. Jedes Jahr fühlen sich tausende Festivalgänger auf ihrer größten Elektroparty heimisch.

„Dieses Feedback haben wir aufgenommen und festgestellt: Das stimmt! Genauso geht es uns als Veranstalter auch, wir freuen uns, wenn wir ’nach Hause‘ kommen“, erzählt Vordemvenne als er über die Mottofindung spricht.

Auch DJane Klaudia Gawlas bestätigt dieses Gefühl. Sie legt seit Jahren schon regelmäßig auf der Nature One auf und freut sich immer wieder über das Gelände zu laufen und bekannte Gesichter zu treffen. „Auf jeder Veranstaltung trifft man vereinzelt Bekannte, aber auf der Nature One trifft man sie alle“, erzählt sie und lacht.

Der Auftakt am Freitag verlief nach Plan und die Festivalbesucher feierten Highlights wie „Above and Beyond“ oder auch Markus Schulz auf dem Open Air Floor. DJ Tom Novy hat zur Überraschung aller Besucher ein Versprechen vom Vorjahr eingelöst: Als Dragqueen „Novy Campbell“ verkleidet legte er eine Stunde im „Gayphoria & Vogue Club“ auf.

Am Samstagnachmittag kam es zu einer echten Sensation auf dem Campingplatz: Eine junge Frau hat ihr Kind selbst entbunden und der erste Nature One Ehrenbürger wurde geboren. Nach eigenen Angaben hatte die frisch gebackene Mutter nichts von ihrer Schwangerschaft gewusst, sodass es zu dieser ungewöhnlichen Geburtsstätte kam.

Die beiden wurde nach der Geburt medizinisch erstversorgt und sind wohl auf. Vordemvenne freute sich über den Nature One-Sprössling und sagte mündlich zu, dass das Neugeborene mit seinem 16. Geburtstag einen dauerhaften Gästelistenplatz auf der größten Raverparty Deutschlands erhält.

Nach dem Höhenfeuerwerk erlebt AM WOCHENENDE ein persönliches Highlight: Ein Gespräch mit DJ Ferry Corsten aus Rotterdam. Der Holländer, der als DJ und Produzent schon seit 1991 aktiv ist, brachte Samstagnacht die Hauptbühne zum Kochen.

Vorher verriet er, dass er Teile seines neuen Albums „Blueprint“ spielen wird, aber vor allem für das Nature One-Publikum mehr auf schnelle Beats setzt und weniger auf die Geschichte der neuen LP eingeht.

Auf die Frage, ob es Lieder gibt, die er für das Publikum spielt, aber selbst nicht mehr hören kann, lacht er und gibt zu: „Da gibt es schon ein paar. Wenn die Fans danach fragen, denke ich mir auch manchmal, wieso das Lied wieder?“

Ansonsten freut sich auch Ferry Corsten, wenn er wieder bei der Nature One mit dabei sein kann. Auch er selbst findet das Motto passend, weil er sich sehr wohl fühlt auf dem Festival in den Tiefen des Hunsrück. Zum Schluss hinterließ der erfahrene DJ für alle Leser einen Videogruß (siehe Facebook AM WOCHENENDE) bevor es auf die Bühne ging.

Als im Anschluss an das Interview als Paul van Dyk auf dem Open Air Floor das Publikum begeisterte, kam es auf dem Campingplatz zu einem tragischen Todesfall: Ein junger Mann wurde bewusstlos aufgefunden. Die Sanitäter konnten leider nichts mehr tun. Der Mann, mit erheblichen Vorerkrankungen, war in der Nacht von Samstag auf Sonntag kollabiert. Vorerst kann von Seiten der Polizei ein Verbrechen ausgeschlossen werden.

Abgesehen von diesem Zwischenfall verlief es relativ ruhig. Der Veranstalter berichtet von einem ausgebauten Sicherheitskonzept – das auch nicht weiter erläutert wurde – da dies auch schon Teil des Konzepts ist. Die Polizei war an allen Tagen präsent und kontrollierte an- und abreisende Gäste.

Die statistischen Zahlen der Polizei weisen für die Stoffgruppen Ecstasy und Haschisch bzw. Marihuana erhebliche Steigerungsraten auf. Dies ist vor allem auf den Zugriff auf drei Drogenhändler zurückzuführen, die in die Kontrollen geraten sind.

Sicherstellungsmengen Rauschmittel 2017 2016
Ecstasy (Stückzahl) 5623 2322
Amphetamine und Derivate (in Gramm) 770 783
Haschisch und Marihuana (in Gramm) 2091 786
LSD-Trips (Stückmenge) 58 65

 

Nächstes Jahr findet die Nature One wie gewohnt am ersten Augustwochenende, Freitag bis Sonntag, 3. bis 5. August, auf der Raketenbasis Pydna in Kastellaun statt.

Foto: Mühlbauer