ULMEN. -edb- Es gibt viele Gründe, die fürs Lesen sprechen. Aber es gibt auch viele Gründe, es nicht zu tun. Youtube und Co. ist für Jugendliche interessanter. „Es nimmt uns die jungen Leser weg“, so das eindeutige Urteil der Schulbibliothekarin Sandra Regnier (42). Sie ist bekennender Bücherwurm. Dass das Interesse am Buch bei den Schülern zunehmend abnimmt, will die engagierte Frau nicht hinnehmen.

Gemeinsam mit Konrektorin Nadine Fresia geht sie in die Offensive und wirbt für das Medium Buch. „Im Vergleich zu Youtube ist das eine ganz andere Welt, in die man abtauchen kann“, schwärmt sie. Grund für das abnehmende Interesse an Büchern an den Schulstandorten der Realschule in Ulmen und Lutzerath sieht sie vor allem in der Smartphone-Nutzung. Flatrate-Verträge ermöglichten ein Surfen rund um die Uhr.
Helfen könnte eine geänderte Einstellung zum Lesen: nicht ein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-Als-Auch. Um den Schülern das Lesen schmackhaft zu machen, bietet sie in den Pausen Vorlesestunden und Spiele rund ums Buch an. Gemeinsam mit dem Förderverein wurden bereits Autorenlesungen initiiert. Gern gesehener Gast ist Petra Schier, Jury-Vorsitzende des Vereins Deutscher Liebesromanautoren DELIA, die mit ihren Buchspenden die Bücherei immer auf dem neuesten Stand hält.
Aktuelle Zahlen zur Mediennutzung von Jugendlichen in Deutschland liefert der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest in seinen „JIM-Studien“ (Jugend, Information, Multi-Media): Seit 1998 hat das Internet stetig Einzug gehalten in den Alltag der Zwölf- bis 19-Jährigen und ist mittlerweile fester Bestandteil des jugendlichen Medienrepertoires geworden. Zum Vergleich: Im Jahr 1998 zählten lediglich fünf Prozent der Jugendlichen zu den regelmäßigen Internetnutzern. Innerhalb der folgenden Jahre stieg diese Zahl beständig bis zum aktuellen Niveau von 89 Prozent. An der Quantität des Leseverhaltens habe sich nichts geändert, so der Wissenschaftliche Mitarbeiter der Stiftung Lesen in Mainz, Lukas Heymann. Dennoch weise die Lesekompetenz deutscher Kinder seit Jahren große Defizite auf.

Mit viel Eigeninitiative rund ums Buch geht die Realschule plus in Ulmen und Lutzerath deshalb schon seit acht Jahren in die Leseoffensive. Mit jeweils tausend Büchern an beiden Standorten ist die Schulbibliothek gut ausgestattet und wird ständig mit Neuerscheinungen und Bestsellern aktualisiert. Darunter finden sich „Die Tribute von Panem“ oder „Erebos“, „Die drei ???“, „Gregs Tagebuch“, Schicksalsromane wie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, aber auch ein paar Wii- und Computerspiele. Abwechslung bringen Autorenlesungen aus verschiedenen Sparten, sei es Krimis, Liebesromane oder Abenteuerliteratur. Gern gesehener Gast ist Petra Schier (40), Autorin und zugleich Jury-Vorsitzende des Vereins Deutscher Liebesromane (DELIA), auf deren Engagement hin geeignete Bücher des Vorjahres an die Schule weitergegeben werden. Durch diese großzügige Unterstützung fehlt es nie an Lesestoff für Jugendliche. Dennoch müssen Sandra Regnier und Konrektorin Nadine Fresia (40) gegen den Leseverfall ankämpfen. „Seit es Smartphones und Flatrates gibt, wird das Medium Buch bei Realschülern extrem vernachlässigt“, sind sie sich einig. Ihr erklärtes Ziel: „Wir wollen die Jugendlichen, die nur noch auf die winzigen Bildschirme starren, wieder dazu anregen, ein Buch in die Hand zu nehmen“.
Kein unmögliches Unterfangen, sieht man sich die Bibliotheks-Aktionen genauer an: An manchen Tagen wird vorgelesen, an anderen gibt es Spiele rund ums Buch oder kleine Wettbewerbe. „Wenn wir es bei den Schülern schaffen, die Neugierde aufs Buch zu wecken, und die Eltern für den Förderverein begeistern können, haben wir schon viel gewonnen“, hofft die engagierte Bibliothekarin, die gerne weitere Autorenlesungen anbieten würde. Wer Fragen zum Ausleihsystem oder zur Leseförderung hat, kann Sandra Regnier kontaktieren unter: bibliothek-vulkaneifel@web.de

Warum Lesen wichtig ist:

·     Lesen fördert die Sprachentwicklung.
·     Lesen fördert die ästhetische Wahrnehmung.
·     Lesen weckt Kreativität.
·     Lesen fördert Konzentration und Logik.
·     Lesen fördert Wahrnehmungs- und Merkfähigkeit
·     Lesen schafft Gemeinschaft.

Zum Fototermin trafen sich (v.l.n.r.) Konrektorin Nadine Fresia, die Schüler Daniel Baum (15), Marie Klostermann (14) und Lena Junk (15) sowie Bibliothekarin Sandra Regnier und Autorin Petra Schier.

Foto: Billigmann